Ich, der einzige UltraschallReporter, der nicht so hohes Interesse am praktischen Musizieren hat, wollte im Workshop zur Stimmkunst der Neuen Vocalsolisten etwas ganz anderes wissen als, wie man ungewöhnliche Töne singt. Ich habe zwar auch Spaß am Singen, bin aber in keinem Chor und dementsprechend selten dabei. Stattdessen bin ich Trainer eines Rudervereins, und während wir die Gesangstechniken so durchgingen, gab es etwas, das meine Aufmerksamkeit plötzlich erheblich steigerte. Nachdem wir bereits versucht hatten, die Obertöne der eigenen Stimme isoliert zu singen, beim Einatmen zu singen oder durch die Technik des Strohbasses eine Oktave tiefer zu singen, als wir eigentlich können, wurde das Thema Schreien angesprochen. In der neuen Musik soll das natürlicher klingen, als es bisher meist als lauter, eher gesungener Ton klang. Das heißt einerseits, dass es nun ein echter Schrei sein muss, andererseits resultiert daraus auch, dass das für die Sänger möglichst stimmschonend passieren muss.
Als Rudertrainer muss ich immer den ganzen See zusammenschreien, “Rücken gerade” oder “Die Arme locker am Körper vorbeiführen” – das Thema interessierte mich also brennend. Ich stellte also den Männern der Neuen Vocalsolisten also die Frage, wie ich mein Training möglichst so anleiten kann, dass ich nicht anschließend krächze. Guillermo Anzorena, der Bariton des Ensembles, erklärte mir Übungen, die das stimmschonende Schreien trainieren. Dabei ging es vor allem um Atemtechniken, um mit mehr Luft oder Druck einen lauteren Grundton zu erzeugen, der dann also nicht ganz so stark gebündelt werden muss. Außerdem ist es wichtig, die Gesichts- und Kiefermuskulatur möglichst locker zu lassen. Babys und Kleinkinder können das und bleiben auch automatisch locker, weshalb ihnen nachgesagt wird, dass sie nicht heiser werden könnten. Das stimme zwar nicht ganz, sagt Guillermo, aber der Effekt trete erst sehr viel später in Erscheinung als bei Erwachsenen.
Ich dachte vorher ehrlich gesagt nicht, dass mir dieser Workshop etwas bringen würde, was ich praktisch nutzen kann. Die Übungen anzuwenden, liegt natürlich an mir, aber zum Wohle meiner Stimme und für ein länger gleichmäßig lauteres, also verständlicheres Training werde ich sie gerne anwenden.
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