Die Welt ist aus den Fugen – so scheint es jedenfalls vielen angesichts gegenwärtiger Kriege, Katastrophen und neuer Herausforderungen. Und auch die Kultur ist unter Druck. Die Künste sehen sich bisweilen unerfüllbaren Erwartungen gegenüber – und wirken vielfach nicht weniger zerrissen in dem Versuch, Positionen zu finden und diesen in ihren Arbeiten Gestalt zu verleihen.
Vielleicht ist es ja kein Zufall, dass sich in jüngster Zeit in einem dialektischen Prozess eine Gegenposition herauskristallisiert, bis hin zur Renaissance eines historischen Begriffs wie der ›absoluten Musik‹. So selbstverständlich es für die meisten Musikerinnen ist, sich künstlerisch einzumischen in die Debatten der Zeit, so legitim ist es auch, unabhängig von all dem zu arbeiten. Ultraschall Berlin, das Festival für neue Musik von Deutschlandfunk Kultur und radio3 vom rbb, gibt beiden Tendenzen Raum.
Über diese konkreten aktuellen Bezüge, Überlegungen und Diskussionen hinaus präsentiert Ultraschall Berlin auch in diesem Jahr Uraufführungen, Deutsche Erstaufführungen und Werke der jüngsten Vergangenheit ebenso wie Klassiker der Avantgarde – das Heterogene, das irisierend Vielfarbige der Neuen Musik. Frei von Aktualitäts- und Uraufführungszwängen präsentiert das Festival wesentliche Entwicklungen, die die Musik der Gegenwart prägen, und wirft beziehungsreich einen Blick auf die jüngere Vergangenheit, um ausgewählte Werke in einem veränderten Kontext neu zu beleuchten.
Drei Ensembles feiern ihren runden Geburtstag mit Konzerten bei Ultraschall Berlin. Das Meitar Ensemble aus Tel Aviv besteht 2024 seit 20 Jahren. Zu seinem Ultraschall-Debüt bringt es eine Reihe von Ur- und Erstaufführungen, die aus diesem Anlass entstanden sind, mit nach Berlin. Werke, die von Fragilität sprechen, von Trauer, aber auch von der Hoffnung. Das Ensemble Recherche kann auf 40 Jahre erfolgreichen Wirkens zurückblicken, das Ensemble LUX:NM 15 Jahre. Beide sind ebenfalls mit aktuellen Werken vertreten.
Mit der Schlagzeugerin Vanessa Porter und dem Ensemble Pony Says sind weitere Debüts bei Ultraschall Berlin zu erleben. Das Ensemble Ascolta kombiniert in einem zweigeteilten Programm Sprache und Musik, das Quatuor Diotima stellt Helmut Lachenmanns Gran Torso einem neuen Werk von Misato Mochizuki gegenüber. Und ein weiteres Konzert blickt auf die 2024 verstorbenen Komponisten Aribert Reimann und Wolfgang Rihm.
Auch in diesem Jahr ist das Orchester eine tragende Säule des Festivalprogramms. Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin – von Anfang an bei Ultraschall Berlin dabei – stehen für die zentrale Bedeutung der Klangkörper der Rundfunkanstalten vor allem im Bereich der zeitgenössischen Musik.
Ultraschall Berlin: das ist auch in diesem Jahr ein Ort der Begegnung: der ästhetischen Erfahrung in der Begegnung mit überraschenden, irritierenden, beglückenden Werken. Aber auch der persönlichen Begegnung in Gesprächen und diskursiven Intermezzi mit Komponistinnen, Interpret*innen und Organisationen.
Ein Festival, zwei Sender und eine Fülle musikalischer Entdeckungen. Wir freuen uns auf Sie!
Rainer Pöllmann
Andreas Göbel
Hier können Sie das Programmheft des Ultraschall Berlin Festival 2025 im PDF-Format herunterladen.