Ultraschall Berlin – Festival für neue Musik
von kulturradio vom rbb und Deutschlandfunk Kultur
Ultraschall Berlin – das Festival hat manche Metamorphose durchlaufen. Und ist sich doch in seinem Grundgedanken treu geblieben. Von Anfang an war Ultraschall Berlin ein Festival, das jüngst entstandene Werke in einen musikhistorischen Kontext einbindet, der bis zu den Anfängen der Nachkriegs-Avantgarde zurückreicht, also mittlerweile immerhin einen Zeitraum von mehr als 70 Jahren umfasst. In einem solchen historischen Hallraum werden ästhetische Entwicklungen erkennbar, lassen sich Generationenfolgen und zyklische Bewegungen besser nachvollziehen. Zwar hat in den letzten Jahren die Zahl der Ur- und Erstaufführungen, auch der vom Festival in Auftrag gegebenen Werke erkennbar zugenommen – dennoch bleibt dieser doppelte Ansatz auch weiterhin für das Festival gültig: aktuellen Tendenzen der zeitgenössischen Musik ein Forum zu bieten, und zugleich diese aktuellen Produktionen in einem musikgeschichtlichen Kontinuum zu verorten.
Zugleich wird die Zerstreuung größer, sorgen die sozialen Medien für eine Auflösung dessen, was in Vorzeiten ›Muße‹ genannt wurde. Auch die Neue Musik ist von diesen Strömungen erfasst. Ein Festival wie Ultraschall Berlin kann und will vor solchen Entwicklungen nicht die Ohren verschließen. Gleichwohl setzt das Festival hier ganz bewusst einen Kontrapunkt zu Tendenzen der jüngeren Zeit. Nicht die extensive zeitliche Ausweitung von Hörfeldern, sondern die Intensivierung und die Konzentration auf das genaue Hören ist unser Ziel – ein Bekenntnis zum ›kritischen Hören‹, einem selbstbewussten und seines Selbst bewussten Hören und Begreifen dessen, was zeitgenössische Künstler zu sagen haben. Dafür ist die Qualität der musikalischen Aufführung eine unverzichtbare Voraussetzung. Erst die bestmögliche Interpretation schafft die Möglichkeit, hinter dem unmittelbar Klingenden das zu verstehen, worum es – im Medium der Musik – den Künstler*innen geht. Und so bürgen auch in diesem Jahr wieder die eingeladenen Ensembles für jene interpretatorische Qualität, die uns immer am Herzen liegt.
Ultraschall Berlin – das heißt auch: Zusammenarbeit mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD. Ein Konzert mit Werken von Frangis Ali-Sade im Jahr 2000, dem zweiten Festivaljahrgang, stand am Beginn dieser außerordentlich produktiven Zusammenarbeit. Seitdem haben zahlreiche Gäste des Künstlerprogramms bei Ultraschall Berlin vielschichtige Porträts erhalten, die gelegentlich – wie bei Simon Steen-Andersen – sogar zum Ausgangspunkt einer größeren Karriere wurden.
Und natürlich sind nicht zuletzt die Orchesterkonzerte ein Markenzeichen von Ultraschall Berlin. Deutsches Symphonie- Orchester Berlin und Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin sind von Anfang an, seit dem Jahr 1999, fester Bestandteil der Festival-Dramaturgie.
Die fünf Festivaltage sind dicht gepackt, aber sie bieten immer auch die Möglichkeit zum Austausch über das Gehörte. So werden die Konzerte von Gesprächen mit den Künstler*innen begleitet, und auch das Schülerprojekt der UltraschallReporter wird fortgeführt.
Und natürlich sind alle Konzerte des Festivals auch im Radio zu hören. Im Deutschlandfunk Kultur oft live oder unmittelbar im Anschluss an das Festival, im kulturradio vom rbb in den Monaten Februar bis April.
Ein Festival, zwei Sender und eine Fülle musikalischer Entdeckungen. Wir freuen uns auf Sie!
Rainer Pöllmann
Andreas Göbel
Ultraschall Berlin – the festival has gone through many metamorphoses, and has nevertheless remained true to his basic idea. From the very beginning, Ultraschall Berlin was a festival that integrated recently created works into a context of music history that goes back to the beginnings of the post-war avant-garde, i.e. the festival’s programmatic range now covers a period of more than 70 years. In such a historical reverberation room, aesthetic developments become recognizable, generational sequences and cyclical movements can be better understood. Although the number of world premieres and first performances has increased noticeably in recent years, as has the number of works commissioned by the festival, this dual approach remains valid for the festival: to offer a platform for current trends in contemporary music and at the same time to integrate these current productions into a music-historical continuum.
At the same time, distraction is increasing, social media are dissolving what was once called ‘leisure’. New music is also affected by these currents. A festival like Ultraschall Berlin cannot and will not close its ears to such developments. At the same time, the festival consciously sets a counterpoint to recent trends. Our goal is not the extensive expansion of listening time, but the intensification and concentration on precise listening – a commitment to a ‘critical listening’, a self-confident and self-conscious listening and understand- ing of what contemporary artists have to say. The quality of the musical performance is an indispensable prerequisite for this. Only the best possible interpretation creates the possibility of understanding what the music is all about behind the immediate sound. And so, once again this year, the invited ensembles guarantee the instrumental and vocal quality that has always been close to our hearts.
Ultraschall Berlin – that also means years of collaboration with the DAAD Artists-in-Berlin Program.
A concert with works by Frangis Ali-Sade in 2000, in the festival’s second edition, marked the beginning of this extraordinarily productive collaboration. Since then, numerous guests of the Artists-in-Berlin Program have received multilayered portraits at Ultraschall Berlin, which occasionally – as with Simon Steen-Andersen – even became the starting point for a major career. With an orchestra piece by Tona Scherchen-Hsiao in this anniversary year, we take the liberty of looking back and paying tribute to the first female composer to ever receive this scholarship, in 1977, one and a half decades after the Program was founded.
And of course the orchestra concerts are a trademark of Ultraschall Berlin. Deutsches Symphonie-Orchester Berlin (DSO Berlin) and Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) have been an integral part of the festival’s dramaturgy since 1999.
The five festival days are tightly packed, but they always offer the opportunity to discuss about what you have heard. The concerts will be accompanied by discussions with the artists, and the student project of the UltraschallReporter will also be continued.
All concerts can of course also be heard on the radio. In Deutschlandfunk Kultur often live or directly after the festival, in kulturradio vom rbb from February to April.
One festival, two broadcasting stations and an abundance of musical discoveries. We look forward to welcoming you!
Rainer Pöllmann
Andreas Göbel