Im Café des Neuköllner Heimathafens begegne ich, kurz nach der Uraufführung von „Asking Ocean“, dem Komponisten des Stückes. Vor mir steht ein sympathisch wirkender Mann mit rundem Gesicht, wilden, halblangen Locken und einer imposanten Hornbrille auf der Nase. Man hätte wohl sofort erkannt, dass dieser Mann ein Künstler ist, selbst wenn man ihm nur einmal kurz auf der Straße begegnet wäre. Immer noch von seinem Stück begeistert, gehe ich auf ihn zu und gratuliere ihm zu seiner gelungenen Uraufführung, bevor ich ihn frage, warum das Stück denn so lang gewesen sei. Denn die 40 Minuten, die gespielt wurden, wirkten auf mich dann am Ende doch sehr in die Länge gestreckt und trotz der Tatsache, dass „Asking Oceans“ unglaublich ausdrucksstarke Passagen enthielt, hätte es meiner Meinung nach auch 20 Minuten kürzer sein können.
Aber darauf hatte Marc Sabat natürlich schnell eine Antwort, denn es sei die Menschlichkeit, die diese Länge verlange. Sein Stück verbände viele neue Klänge, und da der Mensch keine Maschine sei, die Neues in Sekunden verarbeite, müsse man dem Hörer Zeit geben, sich an die Melodien zu gewöhnen. Das habe er vor allem im ersten Satz verarbeitet, in dem die verschiedenen Instrumente sich, an dem Cello orientierend, verstimmen. Bis der Hörer sich an diese Verzerrung der Wirklichkeit gewöhnt habe, vergehe Zeit. Zeit, die er dem Publikum gebe.
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