Im Neuköllner Heimathafen herrscht reges Treiben, als ich zum ersten Mal auf den Mann treffe, der das Stück “Inferno” geschrieben hat. Sein Name ist Trond Reinholdtsen und er kommt aus Norwegen. Einem Land mit wunderschöner Natur, aber auch langen dunklen Wintern. Ich blicke in ein freundliches und lebensfröhliches Gesicht, als ich dem Komponisten zum ersten Mal gegenüber stehe. Unbedingt möchte ich mehr über die Art seiner Musik und über die Ideen und Gedanken erfahren, die seine ungewöhnliche Musik inspirieren.
Während des Gesprächs wird mein Interesse positiv bestätigt und ich erfahre schnell die Problematik, mit der sich das Stück befasst. „Midlife-Crisis“. Das bedeutet Unsicherheit, Angst vor Vergänglichkeit und Verzweiflung nach dem Abschließen der ersten Lebenshälfte. Reinholdtsen beschreibt die Stimmung, die er darstellen möchte, als apokalyptisch.
All diese Gefühle werden in seinem Werk auf unterschiedlichsten Wegen und nur von einem Menschen dargestellt. Dafür nutzt der Komponist eine Spielweise, die ich so noch nicht kannte. Das ganze Stück wird auf nur drei MIDI-Drums gespielt, beinhaltet aber auch Videoeinspielungen und kleine Schauspielerische Einheiten. Trotz dieser Darstellungsvielfalt steht auf der Bühne nur ein Schlagzeuger (Håkon Stene), der alle Aufgaben übernimmt. Schauspiel, Musik, Technik.
„Inferno“ wurde nach der gleichnamigen Autobiographie des norwegischen Autors August Strindberg geschrieben, und der Komponist war vor allem von einem Satz beeindruckt, der auch im Laufe des Stückes immer wieder wiederholt wird. Wie dieser Satz aber lautet, will Reinholdtsen noch nicht verraten, denn er möchte seine Zuhörer überraschen.
Ich blicke deshalb gespannt auf die Aufführung am Freitagabend, die ja eigendlich schon vor zwei Jahren bei Ultraschall Berlin hätte stattfinden sollen, doch dann scheiterte, weil die Technik versagte. Hoffen wir, dass sie das diesmal nicht tut, denn nach dem Gespräch mit Reinholdtsen kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass uns ein äußerst interessantes Stück erwartet, das neue Techniken und Darstellungsweisen auf eine Art und Weise präsentiert, bei der man sich wahrscheinlich nicht immer sicher sein kann, ob das Gezeigte ernst oder humorvoll gemeint ist. Doch davon sollte sich jeder selbst eine Meinung bilden.
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