Tim Walker lässt in seine Fotografien Models in surrealen Welten eintauchen, Proportionen werden verschoben und der Hintergrund rückt in den Vordergrund, sodass man die Hauptperson des Ganzen erstmal finden muss. Sie scheinen verloren, doch auch geborgen in ihrer Umgebung, gefangen und doch erhaben in der Weite.
So nahm sich Johannes Kalitzke, den Fotografen und die surrealen Welten die er darstellt, als Grundlage seines Werkes „Story Teller“, welches gestern Abend in dem Eröffnungskonzert von Ultraschall Berlin 2017 uraufgeführt wurde.
Leise beginnt das Stück, die Schlagwerker lassen die verschiedenen Glocken rhythmisch ertönen. Schwungvoll beginnt das Cello seine Stimme in die Stille zu spielen, während das Orchester größer wird und leise Tropfen fallen und die Hörner ihre Takte zum Klingen bringen. Das Stück beginnt ruhig, indem sich zunächst leise alle prägnanten Kernelemente vorstellen. Die Hörner, der Sampler sowie auch das Schlagwerk. Wie auch bei Tim Walkers Fotografien, versucht Kalitzke die Spiegelungen von Realem und Irrealem darzustellen, womit er nach und nach einzelne Elemente der Instrumente verstärkt und verändert, doch das Grundgerüst bleibt bestehen. Aus dem Sampler kommen nun häufiger Geräusche, die manchmal zum Klang des Soloinstrumentes und dem Orchester passen, manchmal doch exponiert sind und nicht dazugehörig klingen. Der Gesamtklang wird deutlich gesteigert und das Cello ist mittlerweile gleichwertig wie das Orchester zu hören. Während des Kompositionsprozesses hatte Kalitzke klare Bilder im Kopf, die er in die Musiksprache von heute übersetzen wollte. Weiter und weiter wird das Cello von dem harmonisch, flächigen Klang des Orchesters eigenommen und überrollt. Eine Art Lawine, die langsam alles um sich auffrisst, während sie alles im Weg Stehende, beseitigt um zum Ziel zu gelangen. Kaum noch hörbar ist das Cello, gespielt von Johannes Moser, zum Ende des Stückes. Die Rhythmik, Melodik und Harmonik des ganzen Großen schlingt sich um das kleine unscheinbare Model, welches kaum noch erkennbar im Raum schwebt und auch die letzten Hoffnungsschimmer, die mal waren, aufgibt. Panisch versucht es noch ein letztes Mal auszubrechen, bevor es den Kampf verliert.
Interessant beschreibt dieses Werk ganz gut, denn Kalitzke setzt die Bilder in seinem Kopf in die Musik um. Trotzdem konnte ich keinen Zugang zu dem Stück gewinnen.
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