Wolfgang Rihm
Er ist unbestreitbar einer der maßgeblichen Liedkomponisten unserer Zeit: Wolfgang Rihms Beiträge zur Gattung Klavierlied spiegeln sein leidenschaftliches Interesse und tiefes Verständnis für Lyrik wider, letztlich nicht überraschend bei einem Künstler, für den Ausdruck und Emotion immer wieder Movens und Moment seiner Musik darstellen. „Text und Musik werden das eine durch das andere: etwas Neues entsteht im Ineinander“, hat Wolfgang Rihm einmal gesagt und gleichzeitig gewarnt, dass „der Klang das mächtigere, gefährlichere, darum auch lustvollere Phänomen“ sei, das die herangezogenen Texte nur allzu leicht überdecken und überformen könne. Wenn Rihm also an anderer Stelle einmal bemerkt hat, dass er als Komponist „dem Übergewicht des Klangs bei der Verbindung Wort-Musik Rechnung tragen“ müsse, so drückt dies auch große Sorgfalt und das Bewusstsein für die achtsame Behandlung bei der kompositorischen Auseinandersetzung mit Lyrik aus. Rihm verfolgt formale, klangliche und dramaturgische Strategien, die auf die Texte reagieren und ihnen ein adäquates Korrelat beistellen oder entgegensetzen, ohne die Verse zu überwölben oder zu überwuchern.
Eckhard Weber