Rebecca Saunders

Rebecca Saunders - Bild © Astrid Ackermann
Die Berliner Komponistin Rebecca Saunders wurde 1967 in London geboren. Sie studierte Violine sowie Komposition an der Universität Edinburgh, Danach folgte, ausgestattet mit einem Stipendium aufgrund ihres hervorragenden Studienabschlusses, von 1991 bis 1994 ein Kompositionsstudium an der Hochschule für Musik Karlsruhe bei Wolfgang Rihm. 1997 folgte die künstlerische Promotion bei Nigel Osborne in Edinburgh. Seit 1998 lebt Rebecca Saunders in Berlin. Sie ist Professorin für Komposition an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover.
Rebecca Saunders wuchs in einem Haushalt mit Pianist:inneneltern auf. Klavierklänge umfingen sie während ihrer Kindheit nahezu permanent: Früh schon verbrachte sie Stunden unter dem Flügel und hatte somit Gelegenheit, intensiv die Tasten- und Pedalgeräusche wahrzunehmen, das Hämmern auf den Klaviersaiten und die vielfältigen Nuancen der von den Klaviersaiten erzeugten Klänge und ihr Abstrahlen aus dem Instrumentenkorpus. Womöglich hat dies zu einem besonderen Heraushören subtiler Nuancen geführt, wofür die Musik von Rebecca Saunders heute steht. In ihren Werken werden sensibel und minutiös die elementaren Prinzipien von Musik herausgearbeitet und – damit eng verbunden – die Wahrnehmung von Klingendem verhandelt. Klang als Ereignis, als Phänomen, als Entität, das interessiert Rebecca Saunders. Wie eine Mikrobiologin untersucht sie einzelne Klänge akribisch. Diese intensive Erforschung schlägt sich in ihren Werken nieder, die zu außergewöhnlichen Ergebnissen kommen. Zur Genese eines Werks hat sie einmal erzählt: „Ich arbeite am Anfang nicht mit Notenpapier, sondern mit unliniertem Papier.“ Darauf fixiere sie sorgsam „Klanggesten“ oder komplexere „Klangobjekte“, wie sie diese nennt. Genauso wichtig sind Rebecca Saunders auch die Momente der Stille dazwischen. Sie schreibt Musik, die wie eine sorgsam kuratierte Ausstellung mit verschiedenen Kunstobjekten wirkt, die im perfekten Verhältnis zueinander angeordnet sind. Sie können dabei übereinander, nebeneinander und gegeneinander gestellt sein. In einem Text zu Gertrude Steins Roman Ida fand Rebecca Saunders die Bemerkung: „… es sind nicht Entwicklungen, die entfaltet werden, sondern ‚Seinszustände‘, die in harten Schnitten aneinandergefügt sind.“ Diese Charakterisierung könnte die Komponistin, ansonsten entschieden gegen die Beschreibung von Musik, um ihr nicht ihren Zauber zu nehmen, auch für ihre eigenen Werke akzeptieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Schaffens von Rebecca Saunders ist in vielen Kompositionen die Dimension des Raums und somit des Klangraums. Ihr Werk Chroma beispielsweise, 2003 in der Londoner Tate Modern uraufgeführt, besteht aus verschiedenen Modulen, eigenständigen Stücken, die in Solo-, Trio- oder Duo-Besetzung an verschiedenen Orten eines Gebäudes positioniert sind. Das Publikum bewegt sich zwischen diesen Stationen. Chroma wurde mittlerweile mehrfach international präsentiert. Jedes Mal kamen weitere Module hinzu. Insofern ist Rebecca Saunders als Komponistin selbstverständlich prädestiniert für ein Schlagzeugwerk, wie die verschiedenen Module von dust, 2017 und 2018 entstanden, beweisen.
Für ihr Schaffen erhielt Rebecca Saunders zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 2015 den Mauricio Kagel Musikpreis der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen. 2019 wurde sie als erste Komponistin in der Geschichte des Preises überhaupt mit dem prestigeträchtigen Ernst von Siemens Musikpreis ausgezeichnet. 2024 erhielt sie den Goldenen Löwen für Musik der Biennale von Venedig. Zudem wurde ihr die Ehrendoktorwürde von den Universitäten Huddersfield 2018 und Edinburgh 2023 verliehen. Rebecca Saunders ist Mitglied der Akademien der Künste in Berlin, München und Dresden.
Konzerte-
Vanessa Porter
Do.. 16.01.2025 22:00 Uhr
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