Georges Aperghis
Georges Aperghis wurde 1945 in Athen in eine Künstlerfamilie geboren. Mit der Musik kam er zunächst über das Radio in Berührung. Er lernte Klavier, Erfahrungen in der Komposition machte er vorwiegend autodidaktisch. 1963 zog Georges Aperghis nach Paris, um enger an den Zentren des zeitgenössischen Musikgeschehens zu sein. Prägend waren für ihn Kollegen wie Pierre Boulez, Iannis Xenakis und Mauricio Kagel.
1976 gründete Georges Aperghis seine eigene Musikthheatergruppe, L‘Atelier Théâtre et Musique, das in einem Pariser Vorort mit politischem Anspruch und Lust aufs Experiment eine lebendige, neuartige Musikdramatik ausprägte. Er hat sich in unterschiedlichen Formen mit Musiktheater beschäftigt, schrieb etwa eine Reihe abstrakter Miniaturdramen, später kamen Tanztheater und Film hinzu. Damit verbunden ist die intensive Beschäftigung mit der menschlichen Stimme als wichtiges Betätigungsfeld im Komponieren von Georges Aperghis. Die Stoffe und Texte, die er musikalisch als Hybride zwischen Theater und Konzertformen verarbeitete, zeigen sein breites literarisches Interesse: Sein Werk Pandemonium (1973) wurde von Schriften Jules Vernes inspiriert (1973), Das Oratorium Liebestod (1981) von der Korrespondenz von Bettina von Arnim an Johann Wolfgang von Goethe, die Oper Tristes tropiques (1990–95) von der gleichnamigen Publikation des Ethnologen Claude Lévy Strauss. 2001 entstand Georges Aperghis‘ Oratorium Die Hamletmaschine nach Heiner Müller, 2003 das Monodram Dark Side nach der Orestie des Aischylos, 2005 Wölfli Kantata nach Texten von Adolf Wölfli – um nur einige der vielfältigen Bühnenwerke des Komponisten zu erwähnen.
Musiktheater, überhaupt dramatisch-szenische Aktion, das Performative und das Visuelle fließen stets auch in seine Instrumentalmusik mit ein. Georges Aperghis hat einmal erklärt, dass sich in seiner Vorstellung „immer so ein kleines imaginäres Theater abspielt“. Dementsprechend komponiert er in seinen Instrumentalwerken überaus markante, geradezu dramatische Klanggesten. Er geht darin auch durchaus von sprachlichen Einheiten aus, selbst bei Stücken ohne jegliche Textvorlage. Man könnte seine Solowerke insofern geradezu als eine neuartig gedachte musikalische Klangrede bezeichnen. Dies gilt auch in besonderem Maße für seine Werke für Schlagzeug.
2011 wurde Georges Aperghis mit dem Mauricio-Kagel-Preis der Kulturstiftung Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Zehn Jahre später, 2021, erhielt er den Ernst von Siemens Musikpreis. Er sei „eine unverwechselbare Stimme unter den herausragenden Komponisten unserer Zeit“, hieß es in der Begründung. Sein Lebenswerk stehe quer zu allen Strömungen, widersetze sich schneller Einordnung und erneuere und bereichere so das zeitgenössische Musiktheater auf einzigartige Weise. „Die Vielfalt und Hintergründigkeit seiner Musik, sein progressiver Umgang mit Sprache werden genauso gewürdigt, wie seine grenzenlose Offenheit gegenüber Bereichen, in die die zeitgenössische Musik sonst kaum vorzudringen vermag”, wurde ihm in Bezug auf diesen bedeutenden Musikpreis bescheinigt.
Konzerte
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Vanessa Porter
Do. 16.01.2025 22:00 Uhr
Radialsystem V