Selbst erdachte und entwickelte Maschinen spielen auch in vielen von Simon Løfflers Kompositionen eine Rolle. Für sein Stück b hat der 1981 in Kopenhagen geborene Komponist eine Apparatur aus Lampen und einem offenliegenden Kabel konstruiert, die von drei Performern mit Effektpedalen bedient wird. Durch Berührung des Kabelendes und den Körperkontakt der Performer untereinander kann der Stromfluss manuell verändert werden. Diese Prozesse werden über elektronische Verstärkung hörbar gemacht und durch gezielte Manipulation der Spieler zu einem musikalischen Organismus umgedeutet. Simon Løfflers b entstand im Jahr 2012 und liegt damit im unmittelbaren musikgeschichtlichen Interessenfeld von hand werk. Denn die Konzertprogramme des Ensembles speisen sich überwiegend aus Kompositionen, die nach der Jahrtausendwende geschrieben wurden. Dennoch ist hand werk kein typisches Uraufführungsensemble – im Gegenteil: Ein Leitgedanke der Musiker ist es, Zweitaufführungen von Stücken zu realisieren. Denn die Gelegenheiten, eine Komposition nach ihrer Uraufführung nochmals zu spielen, werden immer seltener. Bei hand werk wird daher Musik im besten Sinne des Wortes ›recycelt‹. »Wenn ein Stück nur einmal gespielt wurde«, so der Cellist Niklas Seidl, »ist die Gefahr groß, dass es direkt wieder in Vergessenheit gerät. Dabei sind die darin enthaltenen Wertstoffe noch längst nicht verbraucht, sondern sie lassen sich wiederverwerten und veredeln. Auf diese Weise versuchen wir, zeitgenössische Musik langfristig zu pflegen.« Entschieden positioniert sich das Ensemble »hand werk« gegen die Fließbandproduktion von Uraufführungen, um letztlich ein ausgereiftes Repertoire der Gegenwartsmusik zu entwickeln und dieses auch nachhaltig zu sichern.
Leonie Reineke