Samir Odeh-Tamimi nähert sich beim Komponieren seiner Werke nicht selten über die spezifische Perspektive aus seinem breiten Wissen arabischer Musiktraditionen und seiner spieltechnischen Erfahrung damit. Der 1970 in Jaljuiliya bei Tel Aviv geborene Komponist, der heute in Berlin lebt, spielte in namhaften Ensembles für arabische Musik, studierte Musikwissenschaft in Kiel und Komposition bei Younghi Pagh-Paan an der Hochschule für Künste Bremen. Auch Samir Odeh-Tamimi konnte das Duo Mixtura 2012 für das CD-Projekt ›Archipel Machaut‹ gewinnen. Gemeinsam mit dem Kom- ponisten hatten sie im Vorfeld die Möglichkeiten ihrer beiden Instrumente ausprobiert. Als Katharina Bäuml später die fertige Partitur von Ód für Schalmei und Akkordeon einsah, beschlichen sie allerdings Zweifel, ob die Schalmei-Stimme wirklich umzusetzen sei. »Aber Samir in seiner charmanten Art entgegnete auf meine Rückfragen, er wisse, dass ich das spielen könne«, erzählt Katharina Bäuml, »ich habe dann zu üben begonnen, und er hatte recht: Es war möglich, das Stück verschiebt jedoch die spieltechnischen Grenzen der Schalmei. Es ist eine Vision, mit Elementen, die in der Alten Musik nicht geschrieben worden sind. Man muss komplett neu überlegen, wie es technisch reproduzierbar ist, man bekommt wirklich ein anderes Bewusstsein für das eigene Instrument.«
Diese Auseinandersetzung war offenbar so inspirierend, dass Mixtura bei Samir Odeh-Tamimi nun ein weiteres Werk in Auftrag gegeben hat. Zu seiner neuen Komposition für die Besetzung von Mixtura sagt er: »Ich versuche in dem neuen Werk an das vorherige Werk für Schalmei und Akkordeon anzuknüpfen und trotzdem, die Schalmei zu ihren archaischen Ursprüngen zu bringen. Bei Ód habe ich die Schalmei ähnlich wie das arabisch verwandte Instrument Mizmar behandelt. In dem neuen Werk entferne ich mich von dieser Idee und benutze vielmehr die typischen Eigenschaften der Schalmei. Das Akkordeon ist hier kein Begleitinstrument, es tritt in direkten Dialog mit der Schalmei, greift immer wieder in deren Klangereignisse ein, betont oder verstärkt sie. So entsteht ein intensiver Dialog, der nicht abreißt.«
Zur Zusammenarbeit mit Mixtura bemerkt der Komponist: »Es ist sehr schön, wenn man mit den gleichen Musikern arbeiten kann, so kann man eigene Ideen immer weiter entwickeln und tiefer in die Möglichkeiten der Instrumente eintauchen.« Sein Werk für die Besetzung entstehe durch »einen lebendigen Dialog. Die beiden verheimlichen mir nie ihre neuesten Entdeckungen, was ihre Instrumente können.« Die Erforschung des Klangkosmos Schalmei- Akkordeon geht damit in eine neue Runde.
Eckhard Weber