Pierluigi Billone, 1960 in Italien geboren und Schüler Helmut Lachenmanns, hat den Weg seines Lehrers im Bereich der Musique concrète instrumentale konsequent weiterverfolgt. Er interessiert sich vor allem für die Entstehung und Wirkung von Klang und erkundet in kleinstmöglichen Schritten die Entfaltung von Tönen. So stellte er fest, dass beim Anreißen einer Saite bisher kaum beachtete Klangmomente auftreten, die jedes Mal anders ausfallen, nicht direkt kontrollierbar und von extrem kurzer Dauer sind. »Diese bilden sich nur im Verlauf des Rohklanges, nämlich genau dort, wo tausende von Fingern beim Spielen unendliche Male vorbeikamen, ohne diese Spuren je zu erahnen.« Diese Spuren, einmalig gegebene Schwingungen, interpretiert Billone als leidenschaftliche Regung. Diese möchte er auch in UTU AN-KI LU erkunden. Um die ›Rohklänge‹ wirklich auskosten zu können, schreibt er ein langsames Tempo vor. Sein Werk für Kontrabass solo versteht er als Gegenstück zu seinem 1995 für Viola solo geschriebenen Werk ITI KE MI. »Was in der Geschwindigkeit und der Atmung der ›Viola‹ erschienen war, erklingt nun mit der mechanischen Trägheit und den riesigen Ausmaßen des ›Kontrabasses‹«, so Billone. ITI übersetzt der Komponist in seiner Werkbeschreibung mit ›Neumond‹, ›Mund‹, ›Fraulichkeit‹. Das Gegenstück dazu ist mit LU gekennzeichnet, das Billone als ›männlich‹ interpretiert. AN-KI stehe für ›Klangzwischenräume‹, in die der Komponist UTU, also ›Licht‹ oder ›Durchsichtigkeit‹ bringen möchte.
Cornelia de Reese