Durch Skordatur und durch die Spieltechnik lassen sich bei Streichinstrumenten flexibel neue Klangverhältnisse erzielen. Dies ist beim Klavier, dessen Töne in den Höhen fixiert sind, nicht so leicht zu bewerkstelligen. Um beim Tasteninstrument neue Klangverhältnisse zu erreichen, setzt Olga Neuwirth auf die Tradition des präparierten Klaviers. Sie nutzt diese nicht nur, um die Klangfarbe zu beeinflussen, sondern auch um die Stimmung der Saiten zu ändern. Dies gelingt ihr, indem Radiergummi oder Silikonbällchen und Schaumgummi einzelne Saiten manipulieren. Neben dem Spiel am Korpus des Klaviers gibt es in Quasare/Pulsare bereits in der Urfassung für Duo eine zusätzliche prägnante Klangerweiterung, beim Hören überraschend und ungewöhnlich, weil sie spontan keinem der drei Instrumente zugeordnet werden kann: Mit einem e-Bow, einem in der Rockmusik bei Gitarren gerne benutzten Tonabnehmer, der an der cis1-Saite des Klaviers zum Einsatz kommt, diese durch ein Magnetfeld dauerhaft zum Schwingen bringt und gleichmäßige Rückkoppelungen hervorruft, die an Sinustöne erinnern. Ein willkommener Zusatz in der ohnehin von Vielfalt an Spieltechniken geprägten Interaktion, zunächst bewusst irritierend. Ganz im Sinne von Olga Neuwirth sorgt auch dieser dafür, dass Ihre Hörerschaft die Ohren spitzt und das Geschehen hellwach wahrnimmt, weil die Grenzen der Instrumente klanglich gesprengt werden.
Eckhard Weber