Konstantia Gourzi: Astrolávos, the Angel at the Bottom of the Sea

(2015/16), op. 68. Neun Konstellationen für Oboe solo, UA

François Leleux gewidmet

Astrolávos für Oboe Solo ist die dritte Komposition einer Reihe von Stücken für verschiedene Besetzungen, die Engeln gewidmet sind. Engel, die als Bilder oder Skulpturen von befreundeten Künstlern entstanden sind, aber auch Objekte, deren Bedeutung mir als engelhaft erscheint, inspirierten mich, ihnen Klang zu geben und sie musikalisch lebendig darzustellen. Farbe, Form, Ton und Geschichte sind für mich untrennbar; mit dieser gemeinsamen „Welt“ im Hintergrund Musik zu komponieren, empfinde ich als eine Herausforderung und als Geschenk.

Astrolávos ist der Name der antiken astronomischen Uhr, die am Meeresboden vor der griechischen Insel Antikythira gefunden wurde. Eine Uhr, eine hochkomplizierte Mechanik, die es gestattet, bestimmte Konstellationen unseres Sonnensystems sehr genau anzuzeigen. Sie verkörpert zu ihrer Entstehungszeit revolutionäre Kenntnisse über die Gesetzmäßigkeiten der Bewegung der Planeten um die Sonne und deren Erscheinungen auf der Erde und setzt sie genial in dieser inzwischen weitgehend erforschten Apparatur um. Sie inspiriert mich schon seit langem. Für mich bedeutet sie, die Vibration des Universums in meiner Art zu empfangen, einen unsichtbaren Puls zu erkennen, eine neue Dimension der Zeitwahrnehmung zu empfinden, und das alles möchte ich kompositorisch darstellen. Mir scheint, als ob die Inspiration dieser Uhr genau für François Leleux geeignet ist. Es ist eine Mischung aus einem Anspruch, eines Wunsches, eines Spiels – mit dem Ziel, eine neue Dramaturgie für dieses Stück zu erfinden. Einerseits beruht die Uhr auf einem komplexen Wissen, auf der anderen Seite trifft mich die Bewunderung für das Ergebnis direkt ins Herz. Das Stück für Oboe Solo ist auf der Komplexität einer eigenen kompositorischen Uhr-technik aufgebaut und hat das Ziel, Phrasen und Melodien in einem bestimmten Zeit-Rhythmus zu erzeugen.

Das Titelbild ist gleichzeitig mit der Komposition in einer Zusammenarbeit mit dem griechischen Künstler Yannis Gourzis entstanden.

Konstantia Gourzi