Helmut Oehring: (fāld) nicht ERSTARREN

(fāld) nicht ERSTARREN ist Bestandteil eines größeren Zyklus, der sowohl Solo-, Ensemble- und Orchestermusiken als auch großformatige TanzMusikTheaterFilmWerke beinhaltet. In dieser Partitur sind ausschließlich unterschiedliche Transformationen von visueller Grammatik und Syntax in Verschriftlichung und Klang seit 1993 bis 2023 realisiert.

Ab 1960 bewies der amerikanische Linguist William Clarence Stokoe mit seinen Forschungen an der Gallaudet University in Washington D.C., dass Gebärdensprachen im Allgemeinen vollwertige Sprachen sind, und initiierte mit dieser Entdeckung den Beginn einer modernen Gebärdensprachforschung. Stokoe entwickelte das schriftliche Notationssystem für Gebärdensprache, das auf dem lateinischen Alphabet begründet ist. An die Tradition der Stokoe-basierten Systeme knüpfte 1985 das wissenschaftlich orientierte Hamburger Sign Language Notation System an, kurz HamNoSys, ein phonetisches Transkriptionssystem für Gebärden, das aktuell weite Verbreitung findet. Bereits seit den 1970er-Jahren entwickelte die klassische Tänzerin Valerie Sutton das allgemeine Bewegungsbeschreibungssystem Sutton Movement Writing für die verschiedensten visuellen Formen, in denen Bewegung eine zentrale Rolle spielt – ein FünfLinienSystem, ähnlich der uns bekannten musikalisch-kompositorischen Notenaufzeichnungen, auf denen in unterschiedlichen Abständen und Höhenverläufen simultane wie auch vereinzelte Hieroglyphen/Zeichen abgebildet sind.

Helmut Oehring