Eres Holz wurde 1977 in der Stadt Rechovot in der Nähe von Tel Aviv geboren. Nach dem Studium in seiner Heimat belegte er in Berlin die Fächer Komposition bei Hanspeter Kyburz und Computer-Musik bei Wolfgang Heiniger an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Seit 2008 ist er dort Lehrbeauftragter für algorithmische Komposition. In seinen Werken fahndet er nach neuartigen Wegen klanglicher Organisation und untersucht das Verhältnis der musikalischen Parameter zueinander.
Eres Holz‘ Quintett für Flöte, Klarinette, Bratsche, Klavier und Harfe entstand gegen Ende seines Studiums in Berlin und wurde mit dem Hanns-Eisler-Preis für Komposition ausgezeichnet. Die Uraufführung fand 2010 an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ mit dem Zafraan Ensemble unter der Leitung von Adrian Pavlov statt, ihrerseits prämiert mit dem Hanns-Eisler-Preis in der Kategorie „Interpretation zeitgenössische Musik“. In seinem Quintett lotet Eres Holz harmonische Gravitationsfelder jenseits der traditionellen Dur-Moll-Harmonik aus. In einem Kommentar zu seinem Werk hat er dies erläutert: „Das Stück Quintett basiert auf harmonischen Progressionen, die in funktionaler Verbindung zu einem Zentralton stehen. Ich interessierte mich für Wahrnehmungsprinzipien wie Tonikalität, Spannung und Lösung, Begriffe die aus der Tonalität stammen. Die Idee war diese in einer musikalischen Sprache, die nicht tonal im historischen Sinne ist, anzuwenden.“
Die erwähnte „Tonikalität“, den Eindruck eines tonalen Zentrums, versucht er durch bestimmte Techniken jenseits der Prinzipien von Dur-Moll-Kadenzen erfahrbar zu machen. Der Zentralton fis im Quintett wird strukturell mit verschiedenen Mitteln bestätigt, etwa durch regelmäßige Wiederholungen dieses Tons oder satztechnisch durch Verdoppelung des Tons in den Stimmen und durch die Assoziierung dieses Tons mit einer bestimmten Akkordkonfiguration. Steigerungspassagen, Spannungsfelder und Bewegungen in höhere Register werden als Strategien zur Erzielung einer bewusst verfolgten musikalischen Dramatik eingesetzt. Dadurch gelingt eine fortwährend in Spannung und Auflösung begriffene Entwicklung, die expressive Gesten hervorbringt.
Strukturelles Rückgrat der Komposition ist eine harmonische Progression, die Eres Holz als „Choral“ bezeichnet und die sich wie historische Vorbilder – ohne jedoch konkrete Stilzitate zu verwenden – tatsächlich in einem vierstimmigen Stimmsatz bewegt. „Ich glaube, bei meinem Stück spürt man natürlich diese Tradition“, sagt Eres Holz im Interview für Ultraschall Berlin. „Ich komme vom Gesang, habe seit meiner Kindheit im Chor gesungen, vor allem Alte Musik. Bei Monteverdi oder Gesualdo gibt es zum Beispiel kleine Intervallschritte, die einen unglaublichen Effekt haben. Diese weiche chromatische Bewegung in nur einer Stimme, die die gesamte harmonische Funktion verändern kann, so etwas fasziniert mich bis heute immer wieder.“ Insofern überrascht es Eres Holz nicht, dass sein Publikum ihm schon einmal bekennt, seine Musik klinge, als habe sie einen Gesangstext.
Eckhard Weber