»MACH ist der Imperativ von ›machen‹, eine Form der Aufforderung, Befehl oder Einladung«, schreibt Eres Holz in einer kurzen Einführung zu MACH, und er präzisiert: »MACH ist eine Art Einladung, das zu machen, was nicht trivial ist«. Es ist in der Tat keineswegs trivial, was Eres Holz seinem Soloinstrumentalisten aufgibt. Zum einen handelt es sich um ein hochvirtuoses Stück. Zum anderen folgt Eres Holz hier auch formal einem komplexen Plan. MACH, so Holz, »folgt der Idee formaler und lokaler Differenzen. Die Kontraste zwischen den musikalischen Objekten (lokal) und den Teilen (global) ermöglichen eine hierarchische Organisation erkennbarer musikalischer Beziehungen. Die hierarchische Organisation war nicht im Interesse einer komplexen oder abstrakten Konstruktion gedacht, sondern sie verleiht dem Ganzen einen rhetorischen Charakter.« Im OEuvre von Eres Holz taucht der Titel MACH gleich mehrfach auf. Es gibt (bisher) vier verschiedene Versionen, für Trompete, Klavier, Klarinette und Orgel. Die Fassung für Trompete ist die früheste. Sie entstand im Jahr 2011, drei Jahre nach Weiße Wunden, einem ›Musiktheater für drei Trompeten und TV‹, zu dem es einige Querbeziehungen gibt. Die Trompete scheint also in jenen Jahren für Eres Holz eine ganz besondere Bedeutung gehabt zu haben. Bei allen Fassungen handelt es sich um ausgesprochen virtuose Stücke, so dass Holz nicht zu Unrecht in diesem Zusammenhang auf eine weitere Assoziation verweist, die der Titel auslöst: auf die nach dem Physiker Ernst Mach benannte ›Mach-Zahl‹ nämlich, »welche die Geschwindigkeit im Verhältnis zur Schallgeschwindigkeit beschreibt.«
Rainer Pöllmann