für Sopran und Streichquartett (2013)
„Jede Erfahrung kann transformiert und entdeckt werden durch seinen einzigartigen Klang. Bei Dai wird sogar das Banale transzendent und wunderbar.“ Dies hat der Dichter, Librettist und Regisseur Harry Ross über den Komponisten Dai Fujikura gesagt. Beide Künstler, die in Großbritannien leben, haben schon bei vielen Projekten eng zusammengearbeitet. Daij Fujikuras Werk für Streichquartett und Sopran silence seeking solace wurde durch die zweiteilige Skulptur Sphaera des Bildhauers Stephan Balkenhol inspiriert: Der eine Teil des Kunstwerks befindet sich auf dem Kapitelplatz in Salzburg vor dem Dom: Eine alltäglich gekleidete Männergestalt, die auf einer großen goldenen Kugel steht. Das Gegenstück dazu stellt Die Frau im Fels dar, zu finden am Toscaninihof, in einer Nische an der Felswand am Fuße des Mönchbergs. Diese Figur, ebenfalls in heutiger Alltagskleidung, ist viel schlichter und unauffälliger. Doch Aufgrund des besonderen Ortes erinnert sie an Tunnelheilige aus der katholischen Tradition, die man bei Tunnelarbeiten aufstellte. Diese beiden Arbeiten gehören zum Walk of Modern Art in Salzburg. Für die Salzburger Festspiele 2013 wurden 12 zeitgenössische Komponisten angefragt, Kompositionen für diese Kunstwerke zu schaffen. Mojca Erdmann hat silence seeking solace in Salzburg mit dem Scharoun Ensemble uraufgeführt.
Dai Fujikura sagt selbst zu silence seeking solace in einem Kommentar: „Dies ist eines der vielen Werke, bei dem ich mit dem Dichter Harry Ross zusammengearbeitet habe. Wie gewöhnlich haben wir die Musik und den Text nahezu gleichzeitig geschaffen, so dass der Klang der englischen Sprache exakt dem Klang der Musik und dem Einsatz der Singstimme entspricht. Beispielsweise spiegeln sich die Passagen mit Flüstern und ohne Vibrato in den Obertönen der Streicher oder in der Phrasierung, und die Verse zu dieser Musik tragen diese Klangwelt in sich. An manchen Stellen beschränkte ich den Anteil der Konsonanten, die Harry hätte benutzen können. An anderen Stellen bat ich ihn um Worte, die eher perkussive Klänge enthalten, was ein wenig wie weißes Rauschen klingen dürfte, wenn sie schnell gesungen werden, um in Beziehung zum Klang des Ensembles zu treten. (…) Ich bin nicht sicher, ob diese beiden Skulpturen miteinander in Verbindung stehen, aber wir stellten uns vor, es wäre so.“
Eckhard Weber