Die Komponistin Ching-Yu Hsiao, geboren 1966 in Taichung/Taiwan, studierte in ihrer Heimat und in Paris. Seit 2010 ist sie Professorin am Department of Music an der National Taiwan Normal University von Taipeh. In mehreren ihrer jüngsten Kammerwerke hat sie Instrumente aus der ostasiatischen und westlichen Tradition miteinander kombiniert. Ihr kompositorisches Augenmerk legt sie dabei auf die Kontraste der Klangfarben, ihre Linienführung ist stets klar konturiert und die Strukturen transparent, wie der taiwanesische Musikwissenschaftler Deng-Liau Shen in Anmerkungen zu ihrem Schaffen betont hat.
In ihren Three Sketches versucht Ching-Yu Hsiao die gegensätzlichen Klanglichkeiten der beiden westlichen Instrumente Klarinette und Klavier herauszuarbeiten – in Form von Dialogen, im Wider- und Wettstreit sowie im gegenseitigen Widerhall, so die Komponistin. »Diese Skizzen sind kein farbiges Bild für mich, sondern nur schwarz, grau und weiß«, hat Hsiao in einem Kommentar zu ihrem Stück erklärt. Auf diese Weise entstehen drei prägnant zugespitzte Charakterstücke mit unterschiedlichem Profil, zusätzlich klangfarblich differenziert durch den Gebrauch der B-Klarinette in den beiden ersten Skizzen und der Bassklarinette in der letzten Skizze. Das Werk wurde im September 2017 in Taiwan von Nina Janßen-Deinzer und Catherine Klipfel zur Uraufführung gebracht.
Eckhard Weber