Bertram Wee, 1992 in Singapur geboren, ausgebildet am Royal College of Music in London, und bereits mit seiner Musik 2015 bei den Londoner Proms vertreten, ist als Komponist und ebenfalls als Pianist nach eigenem Bekunden von einem »Bekennergeist« durchdrungen. Im Interview für Ultraschall Berlin hat er erklärt, er komponiere Musik, die nicht nur tiefe persönliche Aspekte seiner Erfahrung vermittele, sondern »die dies auch umwandelt, indem eine musikalische Umgebung geschaffen wird, die dem Publikum erlaubt, sich damit auseinanderzusetzen und eigene Erfahrungen damit zu machen.«
Bertram Wee faszinieren die »viszeralen« und somit instinktiv erfahrbaren, körperlich spürbaren Qualitäten spezifischer Klänge. Die Stücke, die er komponiert, versuchen, diese Wahrnehmungen zu reflektieren. »Gleichzeitig interessiert mich aber auch Kontrapunkt und die damit verbundenen Wahrnehmungen und Implikationen«, führt er ins Feld, »wenn ich für ein Soloinstrument schreibe, versuche ich fast immer automatisch die Illusion oder den Eindruck einer internen Polyphonie zu schaffen.«
Bertram Wee und Nina Janßen-Deinzer kennen sich seit einem Workshop in Manila, den die Klarinettistin vor einigen Jahren leitete. Sein für Nina Janßen-Deinzer komponiertes Stück smegma sei typisch für seine Vorgehensweise, so Bertram Wee: »Die Stücke, die ich schreibe, tendieren dazu, grobkörnig oder instabil zu sein. Der herkömmliche reine Ton der Bassklarinette wird von mehreren Schichten ›Dreck‹ verdeckt (oder schmierigem smegma). Dies erreiche ich durch verschiedene Veränderungen am Mundstück und der Zunge oder durch Filter. Mich interessiert der wechselhafte, bewusst mit Anstrengung erreichte Klang, der sich ergibt, wenn mehrere dieser Manipulationen am Instrument zusammenkommen oder sich überschneiden.«
Eckhard Weber