Barblina Meierhans: In Serie 11

für Bassetthorn, Violoncello und Klavier

Die in Zürich lebende Komponistin Barblina Meierhans widmet sich in ihrem Schaffen neben der Instrumentalmusik auch experimentellem Musiktheater, konzertanten Features, Hörspielen und Installationen. Immer wieder zieht es die Künstlerin, die selbst Geige und Bratsche spielt, zu Kammerformationen hin. Einer ihrer Lehrer, Manos Tsangaris, hat über Barblina Meierhans einmal gesagt: »Sie versucht, der Essenz einer klanglichen Situation auf die Schliche zu kommen und findet gerade hierin die weitreichendsten abstrakten Bezüge.« Dies trifft auch auf Barblina Meierhans‘ Trio-Komposition In Serie 11 zu. Das Stück wurde Anfang  2016 an der Hochschule für Musik Dresden vom Trio Sostenuto uraufgeführt. In Serie 11 hat Meierhans‘ Auseinandersetzung mit Ludwig van Beethovens beliebtem »Gassenhauertrio« B-Dur op. 11 Spuren hinterlassen: Die Komponistin extrahierte den musikalischen Gehalt aus Beethovens Stück bewusst eigenwillig und durchaus willkürlich, wie sie einmal in einem Kommentar zu ihrem Stück erklärte: »Zugegebenermaßen mit einer gewissen Ignoranz bezüglich der harmonischen Struktur des vielgespielten Werkes, extrahierte ich die ersten drei im Unisono gesetzten Töne, eine chromatische Aufwärtsbwegung, und die im Werk wiederkehrenden Variationen und Verarbeitungen dieser Tonfolge. (…) In Serie 11 ist ein Versuch, den Filter meines subjektiven Hörens der historischen Klangmonumente in allen Kleinstpartikeln hörbar zu machen.« Beethovens »Gassenhauer-Trio« kann bekanntermaßen alternativ auch in der klassischen Klaviertriobesetzung, mit Violine statt Klarinette, aufgeführt werden. Barblina Meierhans hat sich wiederum ihrerseits von der Besetzung bei Beethoven gelöst, indem sie sich für das tiefere Register des Bassetthorns an Stelle der Klarinette entschied. Das Bassetthorn ist in seinen Klangfarben weniger direkt und präsent als die Klarinette, dafür ist der Ton wärmer und vermischt sich im Zusammenspiel geschmeidig mit den übrigen Instrumenten. Auch dies trägt dazu bei, dass die Perspektive geändert wird. Worauf sie indes überhaupt nicht abziele – das hat Meierhans mit Nachdruck betont – sei ein Rekurs auf die Klangwelt der Bassetthorn-Trios und Duos von Mozart, der das Instrument auch in Werken wie La clemenza di Tito, Die Zauberflöte und im Requiem, einsetzte. Eine »mozartinisch-nostalgische« Wahl der Besetzung sei überhaupt nicht ihre Absicht. Das klangliche Ergebnis von In Serie 11 lässt daran keinen Zweifel.

Eckhard Weber