für Klarinette, Violoncello und Elektronik (2011)
Auch in Agata Zubels 2011 uraufgeführter Komposition Shades of Ice für Klarinette, Violoncello und Elektronik wird das Klangbild durch technische Eingriffe keineswegs ›verkünstlicht‹, sondern – im Gegenteil – lebendiger gemacht. Fasziniert von dem isländischen Gletscher Vatnajökull, seinem Anblick und der ihn umgebenden akustischen Landschaft, komponierte Zubel ein Stück, das von einem unermesslichen Fundus an Klangmaterialien lebt, die sich aus erweiterten Spieltechniken, live-elektronischer Klangbearbeitung und Zuspielungen von Field Recordings speisen. Dabei geht es der Komponistin keineswegs darum, ein musikalisch ausgedeutetes Postkartenmotiv zu entwerfen. Vielmehr fungierten die Eindrücke ihrer Reise als inspirativer Ausgangspunkt für den Kompositionsprozess.
Shades of Ice stellt das ausgeprägte kompositorische Fingerspitzengefühl der Komponistin unter Beweis. Ihr seit der Kindheit gewachsenes Selbstverständnis als ›composer-performer‹ wird einen nicht unwesentlichen Teil dazu beigetragen haben. »Komponisten «, so Zubel, »versuchen oft, die perfekte Partitur zu schreiben, die beste notentextliche Darstellung für den Interpreten zu finden. Dabei sollte man aber nicht aus den Augen verlieren, dass Musik mehr ist als das, was in den Noten steht. Denn es ist in erster Linie die Idee des Komponisten, die dahinter steckt. Und genau hier ist diese wunderbare Schnittstelle, an der sich meine beiden Berufe – der der Komponistin und der der Interpretin – treffen.«
Leonie Reineke