Wie genau wird eigentlich ein Konzert übertragen? Diese Frage stelle ich mir, als in den Übertragungswagen vom Deutschlandfunk eintrete. Irgendwie mit Kabeln und Mikrofonen, denke ich mir. So ganz daneben liege ich damit nicht. Aber wie all das genau funktioniert erfahre ich nach den Proben der Manufaktur für aktuelle Musik, MAM.
Ich sitze im Übertragungswagen mit Matthias und Felix und höre mit ihnen die Generalprobe. Mit einem elektrisierenden Anfang beginnt das erste Stück. Zu meinem Erstaunen ist auch im Übertragungswagen viel los. Konzentriert schauen Matthias und Felix auf ihre jeweiligen Bildschirme. Matthias sitzt ganz vorne und regelt die Lautstärke, in der die einzelnen Instrumente aufgenommen werden. Und Felix achtet darauf, dass sie Noten richtig gespielt werden und ob jemand zu laut ist. Ab und zu gibt er Kommentare wie: „Mixer leiser machen, den Synthi auch“ oder „da auch den Mixer etwas runternehmen“. Es ist für mich bis zu diesem Moment nicht klar gewesen, wie viel in so einem Übertragungswagen passiert. In diesem Ü-Wagen alle Konzerte von Ultraschall übertragen. Manchmal live, manchmal zeitversetzt und auch manchmal werden Konzerte auch aufgenommen. Alles läuft über diesen Wagen.
Matthias am Reglerpult verrät er mir später, wie die Technik funktioniert. Ich verstehe es wie folgt. Am Mischpult mischt er die Signale bzw. die Töne, die von den Mikrofonen kommen. Diese wiederum werden von den Stereo-Anlagen ausgegeben. Hinter dem Stereo-Effekt steckt das gleiche Prinzip wie bei unseren Ohren. Deshalb sollte der Abstand der zwei Mikrofone, die auf der Bühne vorne stehen, relativ gleich dem Abstand der Ohren sein. Der Sound soll sich unseren Ohren anpassen. Außerdem gibt es mehrere verschiedene Phasen und unterschiedliche Quellen. Jedoch gibt es nur eine Pegelqualität; die wiederum basiert auf einzelnen Quellen.
Das zweite Stück fängt lautstark an. Einzelne Töne sind gefolgt von Flüstern. Dieses Flüstern wiederum sorgt für die Überleitung auf die Oboe. Sie sorgt für für Aufmerksamkeit und Aufregung. Das Fagott kommt wieder ins Spiel und, was auch sonst, der Flüsterton. Mich irritiert das. Aber nicht die Dirigentin. Sie ist bei der Sache und dirigiert das Orchester mit flüssigen Bewegungen. Für mich klingt diese Musik orientalisch und doch irgendwie bekannt. Im Verlauf dieses Stückes wird es ruhiger und die Weiterführung wird zu Geflüster. Das dritte Stück fängt mit Lichtern an, diese sind vorerst weiß, dann grün. Auf einmal, ein Brummen. Dem Brummen folgt ein Summen. Nun ein Knirschen und daraufhin ein Knarzen. Irgendwie komisch, diese Kombination. Das Ende naht und es gibt eine Solo. Die Lichter gehen aus, doch nicht ganz. Jetzt, Vibration, diese lässt den Ü-Wagen erzittern. Der Boden bebt. Irgendwie überraschend. Aber was ist hier schon berechenbar? Matthias fasst es kurz, für ihn ist dieses Festival, vor allem von der Elektronik her, „Wahnsinn“.