Spaces of deep silence, ist das erste Werk des heutigen Abends, komponiert von Farzia Fallah. Schon der Titel lässt erahnen, was gleich zu hören sein wird. Doch so viel Stille gibt es gar nicht, vielmehr ist es in sich relativ ruhig und besteht viel aus Haltetönen, die ab und zu durch repetitive Noten am Klavier unterbrochen werden. Das Piano vom Klarinettisten Martin Adámek ist wirklich zauberhaft, und hin und wieder ertönen Triller, die wie kleine Glöckchen klingen. Das Werk ist trotz oder gerade wegen seiner Zurückhaltung unglaublich intensiv und erschafft eine ganz besondere Atmosphäre.
(On) Avance. Impulsion mécaniques. Von der Komponistin Adriana Hölszsky komponiert, gesellt sich ein viertes Instrument, ein Euphonium zum Trio auf die Bühne. Die Komponistin schrieb bewusst für dieses Instrument, da es einen sehr warmen Klang besitzt und sehr schnell in der Tonrepetition ist, erfährt das Publikum auf der Website des Festivals. Schnelligkeit ist bei diesem Werk zwingend notwendig. Denn der ständige Dialog zwischen Euphonium und Bassklarinette scheint unbremsbar und erfordert immer wieder neue Spieltechniken, die sich in Sekunden abwechseln und erstaunliche Klänge erzeugen. Das Schlagen der Klappen etwa erinnert mich an Vogelgeflatter. Man muss hellwach sein, um nicht etwas zu verpassen, denn es passiert unglaublich viel auf einmal. Cellistin Eva Boesch brilliert mit Flageoletten, die zwischen Griffbrett und Steg gegriffen werden und in manchen Momenten entstehen Rhythmusgeflechte mit Tönen, die den ursprünglichen Klang der Instrumente nur noch erahnen lassen.
Auch das nächste Werk hat einen französischen Titel, komponiert von dem in Paris geborenen Julien Jamet. Nuit wurde eigens für das Trio Catch geschrieben und stellt immer wieder kleine Motive vor, die teilweise in veränderter Form wiedererscheinen. Der Komponist beschreibt dies als eine Art Déjà-vu. Im Stück höre ich verschiedene Klänge, die mich an Schritte erinnern. Wenn die Pianistin mit den Fingern über die Tasten streicht, oder die Cellistin mit ihrem Bogen kreisförmige Bewegungen macht, klingt es wie ein Windzug in der Nacht. Der ganze Saal ist in eine sehr ruhige und zarte Klangblase eingehüllt.
Nach dem ruhigen begegnen uns ganz verschiedene Klangräume in Fenster. Zwölf wundersame Welten im Lockdown. Das Werk beginnt mit einer tonalen Melodie (eher selten bei Ultraschall) an der Klarinette, die nach und nach von Klavier und Cello gedoppelt wird. Dann wir es stürmischer. Die Sechzehntel rennen den Zweiunddreißigsteln hinterher und es entsteht eine Klangmasse. Die Cellistin bringt unerwartete Töne, durch kreischende Arpeggien hervor. Dann kommt meine liebste Lockdownwelt, die des Seltsamen und Skurrilen. Die Pianistin entpuppt sich als wahre Multi-Instrumentalentistin, denn sie spielt auf einer Mundharmonika, während sie auf dem Klavier ganz wunderbar unpassende Akkorde spielt.
Dieses Konzert war beeindruckend, und die eher ungewöhnliche Besetzung hat mich sofort überzeugt. Das Trio hat sich in der Interpretation zeitgenössischer Werke einen großen Namen gemacht und zeigt auch in neuer Besetzung einen wunderbar homogenen Klang, der das Zuhören zum puren Genuss macht.