Heute Abend wird “PS: and the trees will ask the wind” von Elnaz Seyedi und Ehsan Khatibi im Heimathafen aufgeführt. Ich konnte die Komponistin Elnaz auf der S-Bahn-Fahrt zwischen ihren gestrigen Proben von “a mark of our breath” im großen Sendesaal und dem heutigen Multimedia-Stück im Heimathafen Neukölln begleiten.
Sie erzählte mir von ihrer Arbeit mit Vladimir Jurowski und dem RSB. In ihren Stücken werden ungewöhnliche Intonationen verwendet, etwa Mikrotonalität und Just Intonation. Die Musiker müssen ein gewisses Maß an Umdenken leisten, um die Tonhöhen so zu spielen, dass sie nicht in Richtung klassischer Intonation korrigiert werden. Dank zahlreicher Proben war es dem Publikum und den Musikern dennoch möglich, in die Details der von der Komponistin geschriebenen mikrotonalen Harmonien einzutauchen und eine andere Klangwelt zu betreten.
Doch für Interpreten ihrer Stücke sind die Herausforderungen noch lange nicht zu Ende. In “PS: and the trees will ask the wind” ist das Thema Licht von großer Bedeutung. Das Licht wird in den hohen Tönen, die ein Malerspachtel erzeugt, klanglich umgesetzt. Das kleine Ensemble mit Susanne Fröhlich (Paetzoldflöte), Sarah Saviet (Violine) und Michael Schröder (Objekte) verwaltet ein Arsenal von Spachteln, die aufgrund ihrer klanglichen Qualitäten ausgewählt wurden, und muss in diesen Alltagsgegenständen Eigenschaften wiederentdecken, die es erlauben, sie als Musikinstrumente zu verwenden. Schon in den Gesprächen, die ich während der Proben miterlebte, konnte ich sehen, wie ernst die Musiker eine scheinbar triviale Aufgabe angehen.
Elnaz und Ehsan verfolgen die Proben aufmerksam. Ihre Zusammenarbeit, so erzählt mir Elnaz, basiert auf dem richtigen Gleichgewicht zwischen gemeinsamen Visionen und unterschiedlichen Meinungen. Dank eines zufälligen Treffens während des IMPULS-Festivals konnten die beiden feststellen, dass ihre Diskussionen immer zu einer gegenseitigen Bereicherung führen. “PS: and the trees will ask the wind” ist aus dieser Spannung zwischen zwei unterschiedlichen Persönlichkeiten entstanden, die es schaffen, etwas Neues zu finden und sich gegenseitig zu überraschen.