
Es beginnt mit dunklen Klavierklängen. Ok, das klingt jetzt vielleicht pathetisch. Aber so wirkt es nicht, als das Trio Accanto das dritte und letzte Stück seines Konzerts beginnt, “That Time” von Rebecca Saunders. Ein, so viel darf man schon am Anfang versprechen, sehr abwechslungsreiches Stück. Es folgt ein lang gehaltener Ton vom Saxofon. Dann scharfe Geräusche seitens des Schlagwerks. Diese werden mit einem Bogen erzeugt, den man eigentlich eher in der Hand eines Streichers erwarten würde.
Die Musik ist angespannt und erwartungsvoll. Und man wird von diesem Eindruck auch in keinster Weise enttäuscht, denn es folgt ein „Ausbruch“ des Klaviers, schwer in Worte zu fassen, als hätte Pianist Nicolas Hodges plötzlich das Bedürfnis, den Tasten eine Tracht Prügel zu verpassen, allerdings ohne dabei musikalische Regeln zu vergessen. Und kurz darauf gibt es noch einen Höhepunkt – dieses Mal noch kräftiger und schwungvoller. Vom Schlagwerk kommt ein Ton wie eine Klinge, die durch die Luft fährt. Es ist ein geschmackloser Vergleich, doch man sieht einfach vor sich, wie ein Kopf zu Boden fällt. Würde man eine Enthauptung darstellen und im Drehbuch die gerne verwendete Beschreibung einer „sirrenden Klinge“ haben – dieses Geräusch wäre der perfekte Sound. Zusammen mit seinem unerwarteten Auftauchen ein sehr intensives Klangerlebnis, das man nicht so schnell vergessen wird.
Hinzu kommt ein generelles „Aufbäumen“ der Musik, das innere Bild eines wilden Pferdes, das die Vorderhufe in die Luft reißt. Doch diese Adrenalinmischung geht nun über in einen eher ruhigen Abschnitt, in dem nur hin und wieder einige grelle Klänge des Flügels auffallen. Danach wird es jedoch wieder ruhig, bis schließlich wieder aufpeitschende, sturmböenartige Töne vom Klavier kommen. Und weil es so schön kraftvoll ist, bitte gleich nochmal. Hier fällt nun der lange Nachhall von mehreren langen Metalllatten auf, die Teil des Schlagwerks sind und einen sirrenden, erstaunlich synthetischen Klang erzeugen, der noch lange durch den Raum irrt.
Phasen von wohltuendem Gleichklang und Lautheit werden langsam länger und so entsteht eine sehr gut aufgebaute Spannung. Man hört bei alledem gut den Kontrast der Instrumente, und trotzdem ergibt es insgesamt ein sehr rundes Klangbild mit gelegentlichen Ausreißern wie einem Tusch, der einfach in den Ohren wehtut. Bei alldem gönnt sich das Stück kaum Pausen, es rennt von einem Höhepunkt zum nächsten, womit es einen klaren Gegensatz zum vorherigen Werk darstellt. Hier muss man auch den Aufbau des Konzerts sehr loben, die Aneinanderreihung der Stücke ist sehr gelungen und lässt die unterschiedlichen Eindrücke sehr gut miteinander interagieren.
Zwischen einem quietschenden Saxophon und einem grellen Finale nach dem andern lassen sich auch vereinzelt die dunklen Klavierklänge vom Anfang blicken. Insgesamt sehr abwechslungsreich und etwas aufdringlich. Und man fragt sich hin und wieder auch: Tut das dem Klavier nicht weh? Denn nun kommt es mehrmals dazu, dass Hodges an dem schwarzen Steinway auf die oberen Töne regelrecht trommelt, was sowohl cool aussieht als auch faszinierend klingt. Auch das Saxophon von Marcus Weiss, das eine Mischung aus Kreischen und Zwitschern erzeugt, beeindruckt immer wieder. Alle drei Künstler auf der Bühne entlocken ihren Instrumenten die unterschiedlichsten Klänge, und diese Klänge ergeben nun wieder ein ruhigeres Gesamtbild das sich wieder dem Anfang anzunähern scheint. Und tatsächlich, es wird wieder düsterer, die hellen Töne lassen sich ein letztes Mal blicken und das Stück wird ruhig zu Ende getragen.