Im Flugzeug in den Flugmodus schalten – logisch. Aber warum, wenn es um Musik geht? Die Antwort darauf weiß die Tonregie, bzw. Tontechnik. Klangregisseur Maurice Oeser stellt als erstes fest, dass die Technik im heutigen Konzert die wichtigste Rolle einnimmt. Die vorbereitenden Aufgaben bestehen aus der Lautsprecheraufstellung und der Verkabelung, sowie der Programmierung von den Effekten der Stücke, wie z.B. Hall. Apropos Programmierung, dies trifft sich gut mit Oesers zweitem Aufgabenbereich, der Informatik. Im Konzert muss er live am Mischpult die Lautstärke der Instrumente steuern und ist so auch ein wichtiger Teil des gesamten Ensembles.
Im Interview spricht er auch über die Programme, die er für seine Arbeit nutzt – also an alle, die auch mal in die Tontechnik rein schnuppern wollen: Aufgepasst! Das erste Programm hört auf den Namen „Max/MSP“ und wird von Oeser als „Standardprogramm für interaktive Klangeffekte“ bezeichnet. Und jetzt ein echter Insidertipp namens X-Matrix. Wer jetzt schnell googelt, wird jedoch nicht fündig, denn dies ist ein Programm „Marke Eigenbau“, das das SWR Experimentalstudio selber entwickelt hat. Die Besonderheit ist, dass es auf die speziellen Bedürfnisse der Klangregie rund um Maurice Oeser angepasst ist. Dies ist auch das primäre Technik-Tool, das das Team in Live-Konzerten benutzt. Es wurde in ihrem eigenen Studio entwickelt und erinnert so zum Teil an den Werdegang von Steve Jobs, welcher selber in seiner Garage an Programmen tüftelte.
Doch noch ist er nicht so erfolgreich wie Steve Jobs und so antwortet er auf die Frage, ob Probleme auftauchen direkt mit: „Immer!“. Da die Technik deutlich komplizierter zu managen ist, als unser Apple-System zuhause, treten die Probleme auch in komplizierterer Form auf. Dazu gehört der Delay von Soundschnipseln, also das Geräusch wird verspätetet oder verfrüht eingespielt und ist so nicht mehr synchron mit den Live-Instrumenten des Konzertes. Der komplette Blackout, also ein Systemausfall der Technik, passiert zum Glück äußerst selten, was wiederum an der guten Programmierung liegt.
Momentan ist Maurice als freier Mitarbeiter beim SWR Experimentalstudio angestellt. In dieser Rolle arbeitet er oft im Studio, aber auch auf Konzertreisen. Im Studio kann er für Komponisten die optimale Programmierung für ihr Stück erarbeiten. Seinen Job bezeichnet er als eine „Hochzeit von Technik und Musik“, betont aber, dass er nicht 24/7 arbeitet, sondern natürlich auch mal frei hat.
Aber nochmal zur interessantesten Frage: „Warum muss der Flugmodus eingeschaltet werden?“ Die Antwort lautet ganz einfach, dass die gesendeten Handydaten mit elektromagnetischen Schwingungen die Mikrophone und Lautsprecher beeinflussen können. Die Folge sind potentielle Störgeräusche. Doch Maurice gibt auch Entwarnung, denn notwendig ist es nach seiner Meinung nicht, das Einzige, was im Konzert wirklich stört, sind Klingeltöne vom Handy.