Pünktlich um 20 Uhr sitze ich vor meinem Radio und warte darauf, dass das Eröffnungskonzert des Ultraschall-Festivals beginnt. Noch einige Zeit muss ich warten, bis ich die Musik des Notos Quartetts hören kann. Die Uraufführung von Bernhard Ganders „Schwarze Perlen“ beeindruckt mich sehr, denn die Mischung aus Heavy Metal und neuer Musik ist mir gänzlich unbekannt. Das Klavierquartett überzeugt mich. Ich kann die Energie der Musiker durch das Radio förmlich spüren. Die Musik ist ganz anders als alles, was ich jemals zuvor gehört habe, doch sie ist auf ihre eigene Weise schön.
„Spirals“ von Bryce Dessner, ebenfalls eine Uraufführung, beeindruckt mich nicht minder. Vor allem, da die Musiker das Stück erst seit zwei Wochen proben und trotzdem perfekt spielen. Es beginnt beinahe tragisch und wird immer energiegeladener, teilweise von ruhigen Sequenzen unterbrochen, die mich an Filmmusik erinnern, melancholisch und harmonisch. Das Stück ist unglaublich interessant und voller Kontraste.
Das Konzert endet mit „Still Movement with Hymn“ von Aaron Jay Kernis. In dem Stück geht es um den Bosnienkrieg, weshalb es einen unglaublich tragischen und verlorenen Klang in sich hat. Diese „Leere“ wird von dem ersten Ton an von den Musikern herübergebracht. Während ich zuhöre, stelle ich mir sofort eine Kriegslandschaft vor, zerbombte Häuser, verlassene Straßen. Wie Philip Graham, der Cellist des Quartetts, vor dem Konzert sagte, kann man die „Kriegssplitter“ hören. Auch dieses Werk ist sehr kontrastreich, abwechselnd werden die brutalen und die tragischen Seiten eines Krieges dargestellt. Die Aufführung des Quartettes berührt mich sehr, da die Musiker so gefühlvoll spielen und auch in mir Gefühle wecken.
Als das Konzert des Notos Quartetts vorbei ist, bin ich fast traurig, ich weiß jedoch, dass die Musik, auch wenn die Töne selbst verstummt sind, noch lange in mir nachklingen wird.