„Ich brauchte noch diesen goldgelben Klang.“, sagt Sarah Nemtsov am Anfang des Konzertes am 15.1.2020, in dem auch ihr Stück „dropped drowned“ gespielt werden soll. Sie vergleicht ihr Stück mit einer Malerei, die ihre Mutter kurz von ihrem Tod begonnen hat. Sarah Nemtsov beschreibt, wie sie ihr half, die Farbe aus den Tuben auf die Palette zu drücken und wie beeindruckt sie war, als ihre Mutter bestimmte Farben neu kombinierte, andere ganz aussortierte, um so ihr Gemälde zu schaffen. Diesen Prozess hat die Komponistin auf ihr Musikstück übertragen.
Klavier und Harfe sollten durch Verstärkung in den Vordergrund gerückt werden, da diese beiden Instrumente in der traditionellen Orchestermusik als Randinstrumente gelten. Trompete und Oboe hat sie anfangs ganz aussortiert, vergleichbar mit ihrer Mutter, die spezielle Farben aussortiert hat. Erst im Laufe des Komponierens hat sich Frau Nemtsov dafür entschieden, diese beiden Instrumente in das Stück einzubauen. Sie sagt, sie brauchte noch diesen goldgelben Klang. Allgemein ginge es in ihrem Stück um verschiedene (Klang-)Farben, die aufeinandertreffen.
Nach diesen poetischen Zusatzinformationen wird der*die Zuhörer*in nun in das Stück entlassen, die verschiedenen Klangfarben zu hören. Das Stück beginnt mit col legno-Spiel (klopfen mit der Bogenstange auf die Saite) der Streicher. Es ist ein metrischer durchdringender Klang zu hören. Hinzu kommen nach einigen Takten die Flöten mit gehaltenen Tönen. Allein durch diesen Anfang ist der Ansatz der Komponistin erkennbar: Zwei sehr unterschiedliche Klangfarben werden auf eine ungewöhnliche Art und Weise kombiniert.
In den folgenden 18 Minuten erklingen immer wieder verschiedene Klangfarben. Die metrischen, lauten Klänge stehen im Gegensatz zu weichen, leisen Passagen. Teilweise werden sie kombiniert, teilweise im Wechsel gespielt. Nach einiger Zeit setzen wie versprochen die Trompeten vom Balkon aus, der am hinteren Teil des Saales angebracht ist, ein. Sie bilden einen lauten, dissonanten Gegenpol zum Orchester-Tutti, sodass auch hier verschiedene Klangfarben kombiniert werden.
Es gibt offenbar Menschen wie Sarah Nomtsov, die in ihrem Kopf spezielle Klangfarben mit speziellen Farben besetzen. So hören sich die Trompetentöne für die Komponistin wie ein goldgelb an. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat sie auch bei den Flötentönen bestimmte Farben im Kopf. Und der*die Zuhörer*in, der auf das Stichwort „Farbe“ und „Gemälde“ gepolt ist, kann bestimmt auch das eine oder andere rot „hören“.
Mit Sicherheit ist das aber eine Sache der Einstellung. Sarah Nemtsov hätte das Hören des ihres Stückes in in eine andere Richtung lenken können, wenn sie gewollt hätte. Die verschiedenen Klangfarben sind unbestreitbar; diese müssen aber nicht zwangsläufig für Farben im Wortsinne stehen. Ebenso könnten die verschiedenen Klangfarben für verschiedene Gemütsverfassungen oder verschiedene Gefühle stehen. Mit den lauten, markanten Passagen könnte Wut verkörpert werden, lange gehaltene Töne für Ruhe, Frieden stehen. Die Überlagerungen könnten Gewissenskonflikte klangmalerisch darstellen. Die Trompeten, die vom Balkon aus nach unten spielen, würden äußere Einflüsse auf unsere menschlichen Gefühle symbolisierten; das leise Ende des Stückes den Tod. Noch viele weitere Interpretationen dieses Stückes sind möglich.
Fest steht, dass der erste Höreindruck ohne Zweifel von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein kann. Dieser ist nämlich geprägt von dem, was ein Mensch erlebt hat, mit wem er zuletzt gesprochen hat und auch, was andere über das besagte Musikstück denken und darüber sagen. Wenn also Sarah Nemtsov unmittelbar vor dem Konzert über Farben spricht, lenkt das die Gedanken der Zuhörer*innen und sie hören goldgelb und rot. Beeinflusst durch philosophische Positionen über Leben und Tod, würde der*die Zuhörer*in das Stück auf andere Art und Weise hören und interpretieren.
Nicht die Trompete klingt zwangsläufig goldgelb; nicht die Violinen oder die Celli. Goldgelb klingt das, worüber vorher gesprochen, worüber vorher nachgedacht wurde. Goldgelb klingt, was wir uns wünschen.
„Ich brauchte noch diesen goldgelben Klang“, sagt Sarah Nemtsov am Anfang des Konzertes am 15.1.2020, in dem auch ihr Stück „dropped drowned“ gespielt werden soll. Sie vergleicht ihr Stück mit einer Malerei, die ihre Mutter kurz von ihrem Tod fertigstellte. Gemeinsam haben sie an dem Gemälde gearbeitet und Sarah Nemtsov beschreibt, wie beeindruckt sie war, als ihre Mutter bestimmte Farben neu kombinierte, andere ganz aussortierte, um so ihr Gemälde zu schaffen. Diesen Prozess hat die Komponistin auf ihr Musikstück übertragen.
Klavier und Harfe sollten durch Verstärkung in den Vordergrund gerückt werden, da diese beiden Instrumente in der traditionellen Orchestermusik als Randinstrumente gelten. Trompete und Oboe hat sie anfangs ganz aussortiert, vergleichbar mit ihrer Mutter, die spezielle Farben aussortiert hat. Erst im Laufe des Komponierens hat sich Frau Nemtsov dafür entschieden, diese beiden Instrumente in das Stück einzubauen, wie Farbnuancen. Allgemein gehe es in ihrem Stück um verschiedene (Klang-)Farben, die aufeinandertreffen.
Nach diesen poetischen Zusatzinformationen wird das Publikum nun in das Stück entlassen, die verschiedenen Klangfarben zu hören. Das Stück beginnt mit col legno-Spiel (Klopfen mit der Bogenstange auf die Saite) der Streicher. Es ist ein metrischer, durchdringender Klang zu hören. Hinzu kommen nach einigen Takten die Flöten mit gehaltenen Tönen. Allein durch diesen Anfang ist der Ansatz der Komponistin erkennbar: Zwei sehr unterschiedliche Klangfarben werden auf eine ungewöhnliche Art und Weise kombiniert.
In den folgenden 18 Minuten erklingen immer wieder verschiedene Klangfarbschattierungen. Die metrischen, lauten Klänge stehen im Gegensatz zu weichen, leisen Passagen. Teilweise werden sie kombiniert, teilweise im Wechsel gespielt. Nach einiger Zeit setzen wie versprochen die Trompeten vom Balkon aus ein, der am hinteren Teil des Saales angebracht. Sie bilden einen lauten, dissonanten Gegenpol zum Orchester-Tutti, sodass auch hier verschiedene Klangfarben kombiniert werden.
Es gibt offenbar Menschen wie Sarah Nemtsov, die in ihrem Kopf spezielle Klangfarben mit speziellen Farben besetzen. So hören sich die Trompetentöne für die Komponistin wie ein Goldgelb an. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat sie auch bei den Flötentönen bestimmte Farben im Kopf. Und das Publikum, das nun auf das Stichwort „Farbe“ und „Gemälde“ gepolt ist, kann bestimmt auch das eine oder andere Rot „hören“.
Mit Sicherheit ist das aber eine Sache der Einstellung. Sarah Nemtsov hätte das Hören ihres Stückes in in eine andere Richtung lenken können, wenn sie gewollt hätte. Die verschiedenen Klangfarben sind unbestreitbar; diese müssen aber nicht zwangsläufig für Farben im Wortsinne stehen. Ebenso könnten die verschiedenen Klangfarben für verschiedene Gemütsverfassungen oder verschiedene Gefühle stehen. Mit den lauten, markanten Passagen könnte Wut verkörpert werden, lange gehaltene Töne für Ruhe, Frieden stehen. Die Überlagerungen könnten Gewissenskonflikte klangmalerisch darstellen. Die Trompeten, die vom Balkon aus nach unten spielen, würden äußere Einflüsse auf unsere menschlichen Gefühle symbolisierten; das leise Ende des Stückes den Tod. Noch viele weitere Interpretationen dieses Stückes sind möglich.
Fest steht, dass der erste Höreindruck ohne Zweifel von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein kann. Dieser ist nämlich geprägt von dem, was ein Mensch erlebt hat, mit wem er zuletzt gesprochen hat und auch, was andere über das besagte Musikstück denken und darüber sagen. Beeinflusst durch philosophische Positionen über Leben und Tod, würde man das Stück auf andere Art und Weise hören und interpretieren.
Nicht die Trompete klingt zwangsläufig goldgelb; nicht die Violinen oder die Celli. Goldgelb klingt das, worüber vorher gesprochen, worüber vorher nachgedacht wurde. Goldgelb klingt, was wir uns wünschen.