Wie neu ein Stück ist bemerkt die Violinistin Li Liu wohl, wenn sie vom Komponisten hört: „Tut mir leid, aber deine Instrumentenstimme habe ich noch nicht fertig geschrieben.“ Bei Ultraschall ist es nicht unüblich, dass Kompositionen während der Probenphase noch gar nicht vollendet sind. Moderner kann es gar nicht sein.
„Das heute war das erste Mal, dass dieses Stück gespielt wurde“, erklärt die Geigerin, die bei Ultraschall im Deutschen Symphonie-Orchester Berlin spielt. Was muss das für ein Gefühl sein. Musikstücke, die noch nie vorher gespielt wurden, hören wir auch beim Ultraschall Festival. Einige davon sind von Ultraschall unterstützt, um die Ausarbeitung und das Konzert zu ermöglichen.
Neue Musik ist interessant und jedes Mal ein Sprung ins kalte Wasser. Zuerst vielleicht ein wenig: Was war das!? Aber dann kommen die Bilder. „New music is nice. I don’t mind it”, sagt Li Liu. Die Musik reiht sich neu zusammen, experimentiert und hinterlässt jedem eine eigene Geschichte. Der große Unterschied ist natürlich, dass zeitgenössische Musik häufig gerade erst von den frischgedruckten Noten durch die Instrumente erschallt und das Ohr kitzelt. Dann bleibt auch viel Platz für Veränderung. Klassische Musik wird neu interpretiert von unterschiedlichen Orchestern und Ensembles gespielt, geübt, als Inspiration genommen. Der Charakter eines Komponisten ist vielleicht sogar schon verinnerlicht.
Oder ein Stück ist 20 bis 30 Jahre alt, verstaubte aber bis jetzt in der Schublade, fand keine Gelegenheit für ein Konzert. „Wir möchten diesen Kompositionen auch eine Chance geben” sagt dazu Andreas Göbel von Ultraschall.