“Das Glissando zwischen den Zeiten” So betitelte Hildegard Rützel das inoffizielle Motto des heutigen Abends, bei dem sie zusammen mit dem Ensemble Mixtura auftreten wird. Bei der Probe viel erwähnt und sichtbar fiel eine Glitzersocke auf dem Notenständer von Katharina Bäuml auf, sodass die erste Frage unseres Gespräches mit den drei Musikerinnen lautete:
Was hat das mit dieser Socke auf sich und ist es wichtig, dass sie glitzert?
Katharina Bäuml: Die Socke ist ein Running Gag, denn der Komponist Dániel Péter Biró hat mir nur in die Notation geschrieben “Stoff im Becher”, weil es eben einen besonderen Effekt gibt. Ich probiere viel herum, was am besten klingt, als Dämpfer. Was auch wirklich gut geht, sind Nylonsocken, denn die formen sich sehr gut ein.
Wenn man nämlich die Socke zu tief einsteckt, kommen die tiefen Töne nicht mehr und wenn man sie nicht tief genug hineinsteckt, fällt sie heraus. Das mit der Glitzersocke ist ein Gag für’s Konzert, eigentlich, aber es ist halt so ein dünner Stoff, der sich gut formen lässt. Außerdem sollte sie schwarz und recht unauffällig sein.
Haben Sie normalerweise noch andere Sachen, die Sie bei Ihren Instrumenten verwenden, damit sich der Klang ändert?
Katharina Bäuml: Da gibt es total viel, bei der Schalmei kann man z. B. die tiefsten Tonlöcher abkleben, dann bekommt man andere Töne. Dieses Präparieren von Instrumenten ist relativ umständlich innerhalb von Stücken: Entweder lässt man es die ganze Zeit drin oder draufgeklebt oder man hat lange genug Pause. Sonst ist es immer komisch, wenn man das Instrument verändert in dem, wie es sich anfühlt und dann wieder zurückswitcht. Es ist deshalb ganz gut, wenn man das zwischen den einzelnen Sätzen macht. Dániel Péter Biró hat jetzt einen ganzen Satz mit Dämpfer geschrieben und dann dazwischen wieder anders.
Bäuml (zu Margit Kern, Akkordeonistin, gewandt): Was kann man bei dir eigentlich alles machen, ich kenne mich da nicht so aus?
Margit Kern: Man kann eigentlich sehr wenig präparieren, weil man ja nicht an die innen liegenden Zungen herankommt. Den Aufbau muss man sich so vorstellen wie lauter Mundharmonikas, die da drinstecken. Das, was klingt, ist eine kleine Metallzunge und an der kann man gar nichts machen. Wenn man da etwas ändern will, muss man sehr entschlossen sein, weil man ein großes finanzielles Engagement leisten muss. Aber ich muss dazu sagen, man denkt: Ah, ein Akkordeon, das sei ein Instrument, aber dem ist nicht so, das sind viele, viele, viele Instrumente zusammen. Wenn man mal so überlegt, von einer Concertina oder Mundharmonika aus gesehen, dann ist das eine Sopranissimo-Mundharmonika bis zu einer Sub-Bass-Mundharmonika, die alle darin verbaut sind. Die Register klingen sehr unterschiedlich. Das, was man wirklich gut machen kann und was im Stück von Dániel Péter Biró auch viel vorkommt, ist, die Klangfarben der Register so ineinander zu schieben, dass Schwebeklänge entstehen. Das ist schon auch etwas ganz spezielles beim Akkordeon, was aber eben keine klassische Präparation ist, sondern etwas, was das Instrument schon so, wie es gebaut ist, mitbringt.