Ich höre bei einer Probe von „LUX:NM“ zu, das Ensemble probt das Werk „Journal“, komponiert von Sarah Nemtsov. Dadurch, dass so viele Klangteppiche übereinander sind, hört sich das Werk etwas chaotisch an. Auf Dauer ist es anstrengend zuzuhören, finde ich. Nachdem die Musiker fertig gespielt haben, besprechen sie kurz nochmal ein paar schwierige Stellen. Die Atmosphäre ist sehr freundschaftlich und locker. Man merkt sofort, dass alle Spaß an der Musik haben, auch der Posaunist Florian Juncker.
Als erstes beschreibt mir Florian die vielfältigen Spieltechniken, die man auf der Posaune verwenden kann. Das Instrument hat einen sehr großen Tonumfang von 5 Oktaven, erfahre ich. Und die werden in der neuen Musik voll ausgeschöpft. Man muss als Posaunist vorher hören, welchen Ton man spielt. Manchmal spielt ein anderes Instrument aus dem Ensemble den Ton und der Posaunist merkt ihn sich, bis er ihn selbst spielen muss oder aber man sucht sich innerlich den Ton, erklärt Florian. Dies geht auch, indem man mithilfe von Intervallen den Ton innerlich singt.
Zudem gibt es für Posaunen sehr viele verschiedene Dämpfer, Florian zeigt mir als erstes den Übedämpfer. Den benutzt man, wenn man bei Üben niemanden stören will. Der eigentlich sehr laute und imposante Klang der Posaune wird dadurch stark gedämpft und zart. Ein Übedämpfer sieht so aus wie ein Trichter, der geschlossen ist. Dann gibt es den sogenannten „Wah-Wah-Dämpfer“, der eben genau so einen „Wah-Wah“-Klang hervorbringt. Dieser Dämpfer hat in der Mitte ein faustgroßes Loch. Florian macht es mir vor, je nachdem, welchen Klang man erzeugen will, muss man die linke Hand in diesem Loch bewegen. Ich frage ihn, woher er beim Musizieren weiß, welchen Dämpfer er verwenden soll. Er erklärt, dass es am Anfang von jedem Stück eine Legende gibt, in der jeder Dämpfer ein eigenes Zeichen bekommt. In einer Partitur zeigt er mir eine Stelle, an der ein Dämpfereinsatz mit einem Plus-Zeichen gekennzeichnet ist.
Mich interessiert, wie Florian eigentlich darauf gekommen ist, neue Musik zu machen. Er beschreibt, dass es in der neuen Musik viel mehr Solowerke gibt als in älterer und die Posaune hier überhaupt sehr virtuos eingesetzt werde. Schon als Schüler hat ihn sein erster Posaunenlehrer mit neuer Musik vertraut gemacht, so habe er die Vielfalt seines Instrumentes erst richtig entdeckt.