
©Julia Kaiser
„Journal“ muss von dem Ensemble LUX: NM nur noch einmal kurz aufgefrischt werden, bevor es damit auf eine Konzertreise geht. Dieses Werk hat Sarah Nemtsov vor zwei Jahren für das Ensemble geschrieben. Ungewohnt lässt die Komponistin die Instrumente klingen. Das Klavier zum Beispiel wird nicht im herkömmlichen Sinne gespielt, denn die Pianistin spielt auf einem Keyboard, das einer Klaviatur sehr ähnlich ist, aber die Tasten lösen sogenannte Samples aus. Diese Samples sind Aufnahmen der Komponistin, die eine Länge von maximal 15 Sekunden haben. Sie beinhalten alle möglichen Geräusche des Alltags, wie zum Beispiel von einem kaputten Fernseher oder einem lauten Bahnhof. Diese Samples werden von der Pianistin während des Stücks gespielt, was dem Stück eine interessante Melodie verleiht und etwas an eine laute Straße erinnert. Die Geräusche geben dem Zuhörer viele Möglichkeiten, etwas hinein zu interpretieren, da jedes Sample so unterschiedlich klingt und eine komplett andere Wirkung auf das gesamte Stück hat. Das Cello spielt in dem Ganzen auch eine wichtige Rolle, denn es ist mit einem Verstärker verbunden, der den gespielten Ton verzerrt.
Zu Beginn wirkt das Stück, als würde der Motor eines Autos oder eines Generators nicht funktionieren. Langsam steigert sich der Motorensound, bis es dann abrupt zu einer Pause kommt, in der man nur das Rauschen eines Fernsehers hören kann. Die Situation ändert sich schnell, denn nun erzeugen die Musiker die Geräusche eines einfahrenden Zugs in einem Bahnhof. Um die vielen Leute zu simulieren, liest ein Musiker eine Passage aus einem spontan gewählten Zeitungsartikel in ein Mikrofon. Eine lange Pause setzt ein, bevor dann das Gefühl geweckt wird, als würde man in einem Konzertsaal sitzen und dem sich einspielenden Orchester lauschen, bevor das Ganze sich dann umkehrt und man das Gefühl bekommt, dass man auf einer Straße steht und Motorräder direkt neben dem Ohr starten. Plötzlich wird es sehr leise und die Situation vom Anfang beginnt wieder, die Probleme beim Starten eines Motors, bevor sich der Sound dann in die Arbeitsgeräusche einer sehr großen Maschine umwandeln. Das Stück endet mit dem simulierten Surren und Rattern einer ausgeschalteten Maschine, die immer leiser wird und schließlich ganz abstirbt.
Mit sehr viel Konzentration und Blickkontakt, schaffen es die Musiker, eine besondere Stimmung zu erschaffen. Dabei haben die einzelnen Veränderungen der Instrumente große Auswirkung auf die Musik, da man sich alles dabei vorstellen kann.