Dritte Januarwoche, das hieß endlich wieder: Ultraschall Berlin! Dritte Januarwoche, das heißt für viele Studierende aber auch: Ende des freien Studierendenlebens. Klausuren, Textabgaben, Prüfungsvorbereitung. Das heißt viel Kaffee, Nächte in der Bibliothek und nicht in der Bar, Entspannungsmusik zum Lernen. Die einzige Pause: beim Lieblingspopsong mitsingen. Wirklich?
Meine Auszeit, das waren Konzerte bei Ultraschall Berlin. Rein in den ICE, raus aus dem ICE, raus aus dem Pop-Universum, rein in die Szene. Einmal abtauchen. Einmal die Ohren mit ungewöhnlichen Klängen verwöhnen. Im Konzertsessel versinken und genießen. Warum sollte das bei einem Konzert für Neue Musik anders sein, als bei einem Pop-Event oder einem Abend in der Philharmonie? Kommt es nicht auf die Hörerwartung an, mit der ich eine jede dieser Veranstaltungen besuche? Mal will ich tanzen, mal ehrfürchtig die Ohren aufreißen, mal die Augen spitzen. Mal alles zugleich.
Neue Musik muss nicht immer aufregend, aufreibend und aufmüpfig sein. Das kann, darf und soll sie, keine Frage. Aber sie kann auch ganz anders. Sie kann mich loslösen vom Alltagsgedudel. Sie kann einen Raum aufmachen, in dem Reibungen ästhetisch erfahrbar werden. So, dass ich ganz andächtig werde. Sie kann auch richtig langweilig sein. Konventionell. Dass ich mich frage: Was heißt eigentlich Neue Musik? Wann wird etwas einst Bahnbrechendes zur Norm? Oder sind es meine Ohren, die noch vor fünf Jahren gesagt hätten nie gehört!, die jetzt sagen danke, dass du uns mit ins Konzert genommen hast. Bitte, gern geschehen, liebe Ohren. Nächstes Jahr wieder.
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