Im Rahmen des Abends im Funkhaus Nalepastraße spielte das Minguet Quartett „The Angel in the blue Garden“ von Kontantia Gourzi. Das Werk steht auf einem leichteren Fuß als die anderen im Programm, keinem so ehernen wie dem der Männermusik, vielmehr filigran, mit weniger Farbbreite, weniger Masse als die vorhergehenden Stücke, vornehmlich „Geste zu Vedova“ von Wolfgang Rihm, dessen Musik sich immer durch eine sehr lebendige Schwärze und eine Buntheit für mich auszeichnet. Gourzis Stück ist übersichtlich und rund, und die Mühe um den Kontrast wird nicht weiter thematisiert. „Anaikon“ ist daher auch schöner, und auch fließender und weicher angelegt, die Musik richtet sich nicht nach Fragen, und erzwingt damit auch keine Brüche. Trotzdem wohnt Kontantia Gourzi nicht im Kitsch, aber auch nicht in einer Welt, die sich gegen ihn wehren muss.
Der Engel im blauen Garten lebt friedlicher als der Hörer z.B. in „Geste zu Vedova“, d.h. er ist freier, und nicht so sehr im Selbstgespräch, oder Selbstwiderspruch verhaftet. Er streitet nicht mehr mit seinem Bewusstsein seiner selbst, und seine Geisteszustände sind mehr Kind einer Einheit, also einer harmonischen Wahrnehmung, als eines ständiger Fragerei, was er wohl gesehen habe, ob er gesehen hat oder träumt. Er fasst alles auf, aber er beklagt nicht fortwährend die Brüche in seinem Dasein.
„Anaikon“ ist klar als das Werk einer Frau zu erkennen, und steht so auch in einem starken Kontrast zu den anderen, die an diesem Abend vorgeführt wurden, die sich mehr mit Tod und Entfremdung beschäftigen, oder dem Bruch von Körper und Geist. Und Gourzis Werk gibt andere Antworten auf die Fragen des Zeitgeistes.
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