Die Vermischung verschiedener Formsprachen in einem Stück birgt immer die Gefahr des restringierten Zitierens; also Eigentümlichkeit nur vorzuspiegeln, ohne wirkliche Originalität zu besitzen. Stefan Kellers Werk “Soma oder Die Kunst am Fallenlassen” entsteht aus einem inneren Verständnis für die artfremden Elemente; wenn er wie hier Beats verwendet, so integriert seine Komposition das Bewusstsein für die Differenziertheit dieser Formsprache, die im Kontext Neuer Musik doch meistens unverstanden als Symbol auftaucht. Die Aneignung lebt bei Stefan Keller von einer begrenzten Vertiefung, die nur in seine Arbeit reflektiert, wie es für seinen Stil sinnvoll ist, um sich nicht zu weit von seiner eigenen Sprache zu entfernen. Bei der Vorführung, sagt er im Interview, rechne er zwar darauf, dass der Hörer sich offen auf seine Ideen einlässt, jedoch dürfe man nicht unterschlagen, dass die rhythmischen Formen sich nicht jedem erschließen können. Seine Musik lebe gewissermaßen davon, dass man sich mit ihren Ursprüngen aufmerksam auseinandergesetzt, und ein gewisses Differenzierungsvermögen innerhalb solcher Musik erworben habe.
Trotz der schwierigen Akustik der Kirche war die Vorführung äußerst wirkungsvoll. Die Arbeit Stefan Kellers passte von allen drei Komponisten des Konzertes in der Kirche zum Hl. Kreuz in Kreuzberg (außer Stefan Keller Johannes Boris Borowsky und Eres Holz) am besten zum Zafraan Ensemble, weil sie mit einem Schlagzeuger in der Besetzung ein sehr dominantes und durchaus eigentümliches Element besitzt.
Die Streicher entwerfen einen Raum, der den Hörer bannt, und dem der Schlagzeuger eine Struktur gibt. Es gelingt Stefan Keller, eine bestimmte Nähe zwischen dem Hörer und der Musik herzustellen, die den unvermittelten Weg über die Körperlichkeit nimmt, sodass das Gehörte nicht einfach nur dasteht, sondern das Publikum aufnimmt, und sich ihm sozusagen selbsttätig vermittelt.
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