Die legendäre Reihe “Musik der Gegenwart” umfasste einstmals bis zu fünf immer durchnumerierte Konzerte pro Jahr. Die Auftritte des DSO beim Ultraschall-Festival setzen Namen und Zählung fort, man ist nun bei MdG Nr.216 und 217 angekommen.
Mein erstes MdG-Konzert spielte ich am 10.12.1974.
Meine Rückschau auf 40 Jahre Dienst an der Neuen Musik fällt ernüchternd aus. Aus meiner Sicht hat im Kompositionsschaffen überhaupt keine Entwicklung stattgefunden. Viel Aktionismus – ja, aber bezeichnend ist doch der running gag beim ersten Durchspielen eines neuen Werks: “Haben wir doch schon gespielt, nur von einem anderen Komponisten.”
Kann es sein, dass dagegen ausgerechnet bei den “Nachbarn” Free Jazz, Techno, Electro, House etc. durchaus eine Entwicklung stattgefunden hat, noch dazu eine sehr lebendige?
Andreas Göbel meint
Liebes MdG-Urgestein,
danke für Ihren Blogeintrag! Was “neu” ist, ist natürlich immer subjektiv. Ich kann nur von meinen Erfahrungen aus “Macherperspektive” bei Ultraschall Berlin sprechen, und da sehe ich geradezu eine Fülle von Handschriften, die es so vor 40 Jahren noch nicht gegeben hat – mit Komponisten wie Simon Steen-Andersen, Iris ter Schiphorst oder Sergej Newski, die mit ihrem Schaffen ganz in der Gegenwart verortet sind. Vor allem scheint es mir “die” Entwicklung nicht zu geben, sondern eine Fülle individueller Sichtweisen, unabhängig von Schubladen und Schulen, die sich mitunter nicht in neuen Spieltechniken oder elektronischen Erweiterungen äußern, sondern im originellen Ansatz, sei es in einer etwas “traditionelleren” Sprache oder so radikal wie etwa bei Johannes Kreidler. Ich für mich kann sagen, dass ich immer wieder von neuer Neuer Musik überrascht werde – und vielleicht Sie auch, spätestens bei Ultraschall Berlin 2016, vom 20. bis zum 24. Januar.