Das Boulanger-Trio reißt mich nicht vom Stuhl im Radialsystem, auch wenn es sicherlich gut spielt. Hatte ich bis vor wenigen Tagen noch gar keine Neue Musik gehört, habe ich sie mir mittlerweile vielleicht übergehört. Sich auf diese Musik einzulassen, ist ja schließlich ein aktiver und oft besonders anstrengender Prozess.
Als ich sehe, dass die Pianistin schwanger ist, tut mir das Kind zuerst Leid. Dann aber mache ich mir mehr Gedanken zu Kindern in Bezug zu Neuer Musik: Wie würden meine kleineren Geschwister reagieren, wenn ich ihnen etwas Derartiges zum Einschlafen oder während der Hausaufgaben vorspielen würde? Wie wirkt sich Neue Musik auf Säuglinge aus, fördern diese komplizierten Klänge Komplexes Denken? Oder würden jugendliche Musiker diese höchstens als experimentellen Ausgleich zur Klassik spielen?
Fest steht, man kann in allem eine Musik ausmachen, ob Zähneklappern oder Schneeknirschen. Kinder sind für derartige Geräusche besonders sensibel, sie nehmen sie viel genauer wahr als Erwachsene und spielen mehr damit herum. Zugespitzt könnte man behaupten, Neue Musik kann mehr von Kindern lernen als diese von ihr. Eine Doppel-Komposition, wie die meiner jüngsten Geschwister für Kochtopf, Legosteine, Tenor- und Sopran-Stimme habe ich bisher noch nirgendwo anders gehört.
Die kräftige “speaker”-Stimme bei “présence” von Bern Alois Zimmermann bot eine nette Abwechslung zu den zarten Klängen des Klaviertrios, aber bereits nach dem ersten Satz versuchte ich gar nicht mehr, ihn mit der Musik zu vereinbaren.
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