Wolfgang Rihm
Wolfgang Rihm wurde am 13. März 1952 in Karlsruhe geboren, wo er bis heute seinen Wohnsitz hat. Er ist Komponist, Professor für Komposition und Autor zahlreicher Bücher – teilweise Sammlungen seiner Schriften, teilweise als Gesprächspartner in Interviewbänden. Er ist auch Mitglied zahlreicher Gremien in Deutschland, wo immer es gilt, die Interessen der Musikschaffenden zu vertreten.
Kein Zweifel: Wolfgang Rihm ist ein Phänomen, eine überlebensgroße Figur. Sein Wissen auf seinem eigentlichen Betätigungsfeld, der Musik, ist allumfassend, aber das gleiche gilt auch für die Künste, die Literatur, die Philosophie – die alle für sein Komponieren als Inspirationsquelle dienen.
Die Welt, die er mit seinen über 400 Kompositionen geschaffen hat, ist ein Universum. Als solches kann es nicht eingestuft, mit einem Label abgehakt werden. Um den Titel eines englischen Filmes umgewandelt zu entlehnen: er ist ‘a composer for all seasons’. Rihm hat so genannte neue Musik geschrieben – und die Titel seiner Kompositionen sind symbolhaft für die Musikgeschichte der letzten über 30 Jahre geworden, ein Gemeingut, dessen sich Orchester, Ensembles und Kammergruppen regelmäßig und selbstverständlich bedienen. (Etwa: Jagden und Formen, der Chiffre-Zyklus, Pol – Kolchis – Nucleus) Gleiche Bedeutung steht den Werken zu, die sich auf die Musikgeschichte berufen – etwa Oratorien in der Bach-Nachfolge (Deus Passus), Orchesterwerke, die sich an Brahms orientieren (Ernster Gesang) oder Kammermusik nach Robert Schumann (Fremde Szenen). Schon als 25-Jähriger hat Rihm eine Kammeroper komponiert, die seit über 30 Jahren im Repertoire verankert ist (Jakob Lenz); weitere Musiktheaterwerke verschiedenster Stile bereichern die Programme der Opernhäuser (Die Eroberung von Mexico, Séraphin, Das Gehege).
Wolfgang Rihm ist einer der wichtigsten Liederkomponisten unserer Zeit; seine Streichquartette (weit mehr als die zwölf Nummerierten) werden von den verschiedensten Gruppen in zyklischen Konzertreihen präsentiert. Er ist ein Komponist, der sich immer in Frage stellt. Jedes neue Werk sei eine Antwort auf das Vorausgegangene; jedes neue Werk wirft Fragen auf, die er im nächsten Stück zu beantworten sucht. So entstehen Werkreihen, nur für die Eingeweihten nachvollziehbare Netzwerke, ganze Familien von Kompositionen. Alles ist ständig im Wachsen, es wird ununterbrochen gearbeitet, ergänzt, in neue Verbindungen gebracht.
Rihms Tätigkeit als Lehrer (mit Vykintas Baltakas und Jörg Widmann unter seinen Studenten) wäre ein anderes Kapitel. Und wenn man bedenkt, welch großartiger Zeichner er ist, und wenn man das Gedicht liest, das er über und für sein Trompetenkonzert Marsyas geschrieben hat, muss man zugeben, dass Wolfgang Rihm in der Tat eine überlebensgroße Figur ist.
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