Fabio Nieder
Fabio Nieder, geboren 1957 in Triest, studierte zunächst in seiner Geburtsstadt Komposition, Klavier und Kammermusik. Das Kompositionsstudium wurde anschließend bei Witold Lutosławski, Klaus Huber und Iannis Xenakis weitergeführt. Fabio Nieder ist als Komponist, Pianist, Dirigent und in der Lehre tätig.
In erster Linie in seinen Vokalwerken hat sich Fabio Nieder wiederholt mit Folklore auseinandergesetzt. Er sieht sich darin in einer Traditionsreihe von Kollegen wie Leoš Janáček, Béla Bártok, Zoltan Kódaly und Luciano Berio. Vor allem slowenischen und slowakischen Traditionen bringt er ein großes Interesse entgegen, etwa in seiner Oper „Ein slowakisches Undinen-Märchen der authentischen Paulina und das Dekordrama des Wassermanns auf dem Trockenen“, das 2021 beim Taschenopernfestival Salzburg uraufgeführt wurde. Auch bei „Parlando – Ein Schlummerlied“, das bei Ultraschall Berlin 2024 zur Uraufführung gelangt, spielen Elemente aus slowakischer Folklore eine wichtige Rolle.
In einem Interview erklärte Fabio Nieder hinsichtlich der Einflüsse von Folklore in seinem Schaffen: „Ich will dieser Musik eine ebenbürtige Wichtigkeit beimessen wie die der notierten Musik. Ich will versuchen, sozusagen die Schulden einer kolonialistischen Mentalität zu begleichen. Nicht nur aus humanitären Gründen, sondern vor allem wegen der betörenden Schönheit ihres Ausdrucks! Und besonders trifft das auf die slowakische Volksmusik zu …“
Als Pianist hat sich Fabio Nieder früh einen Namen als Liedbegleiter gemacht. Er arbeitete mit Sänger:innen wie Elisabeth Schwarzkopf, Alfredo Kraus, Petre Munteanu und Barbara Hannigan zusammen. Als Dirigent gründete er das Neue-Musik-Ensemble Florestan-Eusebius und war zu Gast bei zahlreichen Ensembles für zeitgenössische Musik, darunter beim Berliner ensemble mosaik und beim Nieuw Ensemble aus Amsterdam, das viele seiner Werke aufführte. Fabio Nieder lehrte mehrere Jahre das Fach Komposition am Conservatorium van Amsterdam und ist Professor für Komposition am Conservatorio di musica Giuseppe Tartini in Triest. 2013 erhielt er in Rom für sein Lebenswerk den Premio „Antonio Feltrinelli“ dell´Accademia dei Lincei. In Berlin wurde ihm 2023 der Deutsche Musikautor:innenpreis der GEMA verliehen.