Unsuk Chin

Unsuk Chin - Bild (c) Bonsook Koo
Unsuk Chin wurde 1961 in Seoul geboren. Bereits mit dreizehn Jahren beschloss sie, Komponistin zu werden. Erste Werke entstanden autodidaktisch, später studierte sie an der Seoul National University bei Sukhi Kang. 1984 erhielt sie erste Preise, von 1985 bis 1988 studierte sie Komposition bei György Ligeti an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg.
Seit 1988 lebt Unsuk Chin in Berlin, wo sie unmittelbar nach ihrer Ausbildung über mehrere Jahre intensive Erfahrungen am Elektronischen Studio der Technischen Universität Berlin mit den aktuellen Technologien elektroakustischer Klangproduktion sammelte. Diese einschlägige künstlerische Praxis präge wesentlich ihr gesamtes Musikschaffen, hat der Musikpublizist Paul Griffiths in einem Essay über die Komponistin betont: „Wie bei den Pariser Vertretern der Spektralmusik hat Chins Arbeit mit elektronischen Mitteln ihr Bewusstsein dafür geschärft, dass und wie sich Klänge durch rein instrumentale Mittel erzeugen und verwandeln lassen und wie das Orchester wieder jener Zauberkasten sein kann, der es für Rimski-Korsakow oder Ravel war. Gleichzeitig sind die Ostinati und das Oszillieren kleiner melodischer Zellen, die sie der balinesischen Gamelanmusik entlehnt, zu Möglichkeiten geworden, Akkorde in musikalischen Verläufen zu definieren, die pfeilschnell durch komplex schillernde Harmoniefolgen huschen.“
Unsuk Chin, deren Werke weltweit zur Aufführung kommen, ist berühmt für ihre reichhaltige, glühende, funkensprühende musikalische Imagination, die so fein nuancierte wie differenzierte Klanglandschaften kreiert, rhythmische Energien bündelt und verlockend klangsinnliche Gestalten hervorbringt. Diese Qualitäten finden sich auch in ihrem Werk Akrostichon-Wortspiel (1991/93) für Sopran und Ensemble, das ihr den Weg zur Weltkarriere bereitete. Einige Jahre später wurde Unsuk Chins Violinkonzert (2001) mit dem prestigeträchtigen Grawemeyer Award ausgezeichnet. Ihre Oper Alice in Wonderland, die 2007 an der Bayerischen Staatsoper in München zur Uraufführung kam, hat schnell ihren festen Platz im Repertoire gefunden und wurde bereits als DVD-Produktion veröffentlicht.
Unsuk Chin selbst hat zu ihrem Schaffen einmal erklärt: „Meine Musik ist das Abbild meiner Träume. Die Visionen von immensem Licht und von unwahrscheinlicher Farbenpracht, die ich in allen meinen Träumen erblicke, versuche ich in meiner Musik darzustellen als ein Spiel von Licht und Farben, die durch den Raum fließen und gleichzeitig eine plastische Klangskulptur bilden, deren Schönheit sehr abstrakt und auch distanziert ist, aber gerade dadurch unmittelbar die Gefühle anspricht und Freude und Wärme vermittelt.“
Zu den zahlreichen Auszeichnungen, die Unsuk Chin im Verlauf ihrer Karriere erhielt, gehören 2005 der Arnold Schönberg Preis und 2007 der Heidelberger Künstlerinnenpreis. Sie war Composer in Residence beim Seoul Philharmonic Orchestra und von 2006 bis 2018 künstlerische Leiterin der dortigen Neue-Musik-Reihe. 2023 war sie beim Musikfest Berlin mit drei ihrer Orchesterwerke vertreten, darunter mit dem Sheng-Konzert Šu (2009/2010).