Mixtura

In mixtura realisieren Katharina Bäuml und Margit Kern seit einigen Jahren gemeinsam Projekte, in denen sich Komponisten und Sprachen weit auseinander liegender Zeiten begegnen. Die Schalmei, ein Rohrblattinstrument des 14. Jahrhunderts, steht dabei für Geist, Klang und Spielpraxis der Renaissance, das Akkordeon für die Erfahrung und Klangwelt der Neuen Musik. 2011 erschien ihre erste CD „Miniatures“ mit eigens für mixtura neu geschriebenen Stücken. „Archipel Machaut“, erschienen 2013, kontrastiert drei sehr unterschiedliche, exklusiv komponierte neue Arbeiten mit mittelalterlicher Musik von Guillaume de Machaut.
Akkordeon und Schalmei – gegensätzlicher können zwei Instrumente kaum sein, auf den ersten Blick zumindest. Die Schalmei, ein Rohrblattinstrument des 14. bis 17. Jahrhunderts war zu ihrer Zeit universell im Gebrauch. Im Zusammenspiel mit Zink, Pommer und Posaune bestimmte sie die Klangwelt der Renaissance – in Stadtpfeifer-Formationen ebenso wie Kirchen- und Unterhaltungsmusik. Das Akkordeon seinerseits, ein Aerophon des 19. Jahrhunderts entwickelt sich seit etwa fünfzig Jahren auch in der ernsten Musik zum Konzertinstrument. Zeitgenössische Komponisten schreiben dafür und haben seine Klangästhetik schätzen und zu erweitern gelernt. Was kann ein Zusammentreffen solch unterschiedlicher Instrumente heute leisten und offenbaren?
Es kann ein Experiment sein. Es kann auch viel mehr sein: ein aufregender Neuanfang, eine Reise mit unbekanntem Ziel, ein Aufbruch ins Unbekannte. In der Begegnung verschiedener Zeiten, in der Begegnung verschiedener Spielkulturen muss es um mehr als ein klangliches Experiment gehen. Hörbar werden muss die Gegenwart des Vergangenen; die universelle, weil in ihrem Wesen unveränderliche musikalische Kommunikation über Jahrhunderte hinweg. Beide Instrumente verlassen ihren geschichtlichen Raum. Das Akkordeon begibt sich mit seinen ureigenen Möglichkeiten in das Repertoire von Frühbarock und Renaissance mit seiner eigenen Sprache und Transkribierpraxis. Die Schalmei erweckt die Virtuosität, ihren besonderen archaischen Klang und damit ihr gänzlich unerforschtes Potential für heutiges Komponieren zum Leben. Beide zusammen machen sich auf in den Raum des jeweils anderen Instrumentes.