Der aus Zypern stammende Komponist Vassos Nicolaou setzt sich mit den spieltechnischen Möglichkeiten der Instrumente ebenso genau und gewissenhaft auseinander wie mit Elektronik. In seinem neuen Stück Chambers hebt er besondere Charakteristika der Ensembleinstrumente von LUX:NM: hervor: Die Vielseitigkeit des Saxophons, seine enorme dynamische Bandbreite und zudem die Fähigkeit des Instruments, sehr markant Multiphonics und mikrotonale Wendungen zu produzieren. Nicht zuletzt interessiert Nicolaou beim Saxophon aber auch, das hat er in Anmerkungen zu seinem Werk betont, »seine jazzy Aura, die wiederum sehr gut mit der Posaune und mit dem Klavier einhergeht.« Bei der Posaune faszinieren Vassos Nicolaou die verschiedenen Arten der Glissandi, die auf dem Instrument möglich sind, sowie die klangfarblichen Veränderungen des Instruments, etwa durch Spiel mit Dämpfer. Die Tatsache, dass bei LUX:NM: zwei Celli zur Verfügung stehen, nutzt der Komponist, diese in einen intensiven Dialog miteinander zu bringen, etwa mit kräftig gezupften, schnarrenden Bartók-Pizzicati in Hoquetus-Technik, was hier zu beschleunigten komplementären Rhythmen führt und zu »stereophonen Ping-Pong-Effekten«. Das Akkordeon wiederum verwandelt Nicolaou mit Hilfe von Live-Elektronik zu einer Art Synthesizer, und »das Klavier fügt dem Gesamtklang Virtuosität, Artikulation und Resonanz hinzu«, so der Komponist.
Der Titel Chambers bezieht sich in dreifacher Hinsicht auf Kammern, wie Vassos Nicolaou erläutert: »Stellen Sie sich ein Haus vor, wo Türen zu verschiedenen Räumen geöffnet werden und Sie mit unterschiedlichen Situationen konfrontiert werden.« Zudem sind damit jene »Echokammern«, gemeint, die in Aufnahmestudios in den 60er Jahren existierten, umgesetzt in Chambers in Form künstlichen Nachhalls mittels Live-Elektronik. Und schließlich ist der Titel natürlich ein Hinweis auf Kammermusik.
Eckhard Weber