„Überraschende Wendungen“

Vanessa Porter im Interview für Ultraschall Berlin 2025

Vanessa Porter, bei Ihrem Gastspiel bei Ultraschall Berlin 2025 konzentrieren Sie sich auf Rebecca Saunders und Georges Aperghis. Wie kam es zu dieser Kombination?

Ich möchte zwei meiner Lieblingskomponist:innen in einem Konzert vereinen. Rebecca Saunders fasziniert mich mit ihren feinen, einzigartigen Klangideen, die oft leise und subtil wirken. Georges Aperghis hingegen ist mir sowohl menschlich als auch musikalisch sehr nah. Neben seinem Werk The Messenger, das für mich geschrieben wurde, ist Le corps à corps seit Jahren ein fester Bestandteil meines Solorepertoires. Dieses Konzert verbindet beide Komponist:innen zu einem spannenden Dialog.

Wieso wechseln sich die Stücke von Georges Aperghis und Rebecca Saunders in diesem Konzert ab, gewissermaßen sich umschlingend?

Ich finde es unglaublich spannend, die Werke dieser beiden so unterschiedlichen Komponist:innen miteinander zu verweben. Saunders‘ Dust ist ohnehin modular aufgebaut – die einzelnen Sätze können in beliebiger Reihenfolge gespielt werden. Die drei Werke von Aperghis sind wiederum sehr unterschiedlich in Charakter und Dynamik. So entsteht ein abwechslungsreiches Programm, das überraschende Wendungen bietet und sich für das Publikum immer wieder neu entfaltet.

Welche Bedeutung hat die Musik von Rebecca Saunders für Sie?

Die Musik von Rebecca Saunders fühlt sich für mich wie ein Zuhause an. Nicht nur bei Dust, sondern auch bei anderen Werken, die den Fokus auf Klang und Klangerzeugung legen, finde ich meinen eigenen Zugang. Ich liebe es, Klänge zu verfremden, kleinste Details herauszuarbeiten und Klänge zu erschaffen, die neu und unerhört sind.

Und die Musik von Georges Aperghis?

Jedes der drei Stücke hat für mich eine eigene Bedeutung. The Messenger ist das persönlichste Werk, da es eigens für mich komponiert wurde. Le corps à corps begleitet mich schon seit Jahren – ich liebe es, dieses Stück auf der Bühne zu spielen. Mit Graffitis hingegen betrete ich Neuland, da ich es beim Konzert beim Festival Ultraschall Berlin 2025 zum ersten Mal aufführen werde. Diese Frische macht es besonders aufregend für mich.

Wie verläuft der Dialog zwischen den Werken von Rebecca Saunders und Georges Aperghis?

Den Dialog werde ich endgültig erst entscheiden, wenn ich alle Stücke in meinem Studio aufgebaut habe. Es ist ein intuitiver Prozess: Ich erspüre, welches Stück sich an welcher Stelle im Programm richtig anfühlt. Die beiden Komponist:innen haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam, aber gerade diese Gegensätze machen den Dialog spannend und lebendig.

Mit welchen spieltechnischen Herausforderungen sind Sie bei den Stücken des Programms konfrontiert?

Die Werke von Saunders verlangen höchste Präzision im Erzeugen feinster Klangnuancen. Einige Sätze sind laut und intensiv, andere hingegen ganz auf Atmosphäre und subtile Klänge fokussiert. Bei Aperghis arbeite ich mit der Handtrommel Zarb, die eine völlig andere Spieltechnik erfordert als herkömmliches Schlagwerk. Dieses Instrument musste ich mir vor etwa sechs Jahren völlig neu aneignen. Darüber hinaus spielt die Stimme/Sprache bei Aperghis eine zentrale Rolle. Seine Werke verlangen oft eine impulsive, fast eruptive Energie, die im Kontrast zu Saunders’ stilleren Momenten steht.

Worauf kann sich das Publikum von Ultraschall Berlin 2025 freuen?

Das Publikum darf sich auf ein abwechslungsreiches und facettenreiches Konzert freuen – mit Schlagzeug, Stimme, Theater, Klang und Performance.

(Interview: Ecki Ramón Weber)