Sergej Maingardt: SMOG

Ein Dschungel aus elektronischen Geräten und Kabeln. Dazwischen vier Musiker an Tischen, in weißen Hemden und mit starrem Gesichtsausdruck. In rhythmischen, fast roboterhaft maschinellen Bewegungen tasten sie die Geräte mit Magnetspulen ab. Dabei dröhnt, pfeift und sirrt es. Es entstehen allerhand Störgeräusche, die sich – von den Musikern des 2011 in Köln gegründeten Ensembles hand werk gesteuert – zu prägnanten Rhythmen und Akkordgebilden fügen. In seinem Stück SMOG befasst sich der 1981 geborene Komponist und Wissenschaftler Sergej Maingardt – wie in vielen seiner Arbeiten – mit dem Themenfeld der modernen Technologie und den damit verbundenen Veränderungen der menschlichen Wahrnehmung. Gezielt verzichtet er hier auf konventionelle Musikinstrumente: Nicht Klarinette, Cello und Klavier sind die Klangerzeuger in der 2012 entstandenen Komposition, sondern Computer, Maus, Tastatur und Netzadapter. Die Magnetspulen, mit denen die Musiker in ihrem an ein Großraumbüro erinnernden Bühnensetting operieren, nehmen die elektrische Spannung der elektronischen Geräte auf und lassen sie durch Verstärkung hörbar werden. Alle musikalischen und performativen Verläufe sind dabei streng festgelegt. So verwandeln sich die (zunächst konzeptionslosen und alltäglich konnotierten) Geräusche zu musikalisch schlüssigen Strukturen. Beim Zuhören schleicht sich dennoch ein beklemmendes Gefühl ein: Genau so könnte er klingen – der allgegenwärtige Elektrosmog in unseren Büros und häuslichen Arbeitszimmern.

Leonie Reineke