Das Musizieren mit elektronischen Geräten, Alltagsgegenständen oder selbstgebauten ad-hoc-Klangerzeugern gehört für die Mitglieder von hand werk zum Tagesgeschäft. Musikästhetische und spieltechnische Ansätze abseits der traditionellen Instrumentalpraxis zu erforschen, ist eine ihrer zentralen Leitlinien. Hierbei setzen sie auf höchste Präzision und Liebe zum Detail. Dennoch lehnen die Musiker keineswegs Stücke für herkömmliche Instrumente dogmatisch ab. Im Gegenteil: Ihre Ausgangsbesetzung ist mit Flöte, Klarinette, Violine, Cello, Klavier und Schlagzeug sogar vergleichsweise konservativ. Der Flötist des Ensembles, Daniel Agi, sieht darin einen klaren Vorteil: »Es ist sehr leicht, Repertoire für unser Ensemble zu finden. Denn so gut wie jeder Komponist hat mindestens ein Stück, das Teile unserer Besetzung nutzt. Insofern können wir aus einem großen Pool an Ensemblewerken der Gegenwartsmusik schöpfen.« So bedienen sich die Instrumentalisten auch in SWITCHES, einer Komposition des US-Amerikaners Sam Pluta, zweier durchaus geläufiger Musikinstrumente: des Violoncellos und des Schlagzeugs. Allerdings wählte der Komponist hier bewusst keine klassische Perkussion, sondern ein Drumset, wie es eher aus Rock oder Jazz bekannt ist. Zudem wird der akustische Output des Violoncellos verstärkt und mit einem Verzerrer bearbeitet. Durch diese klangliche Konstellation und auch über die beabsichtigte Dichte und Schärfe im Timbre nähert sich Pluta dem Idiom der Rockmusik an. Daneben wird in dem Stück das Phänomen der Differenztöne demonstriert: das Hörbarwerden tiefer Frequenzen, die bei hohen Doppelgriffen des Cellisten entstehen. Dieser physikalische Effekt wird letztlich durch die elektronische Verstärkung des Cellosignals intensiviert, wobei aus dem Zusammenspiel beider Instrumente eine regelrechte ›wall of sound‹ erwächst.
Leonie Reineke