Das Werk war ein Geburtstagsgeschenk für den Dirigenten und Mäzen Paul Sacher. Der Cellist Mstislaw Rostropowitsch war 1976 Initiator des Werkes, daher komponierte Pierre Boulez das Stück ursprünglich für Violoncello solo und ein Ensemble aus sechs Violoncelli, das als eine Art Begleitung fungiert. Das Werk wurde beim Cello-Wettbewerb von La Rochelle im Jahre 1977 uraufgeführt. Im Jahr 2000 hat Christophe Desjardins das Werk mit Pierre Boulez für Viola solo und ein sechsköpfiges Violen-Ensemble bzw. elektronisches Zuspiel bearbeitet. Im heutigen Konzert verwendet Desjardins das Zuspiel, in dem er selbst alle sechs Stimmen eingespielt hat. »Sie hören also Desjardins mit Desjardins, insgesamt sieben Mal auf einmal«, beschreibt der Bratscher die Konstellation. Messagesquisse ist eine Wortschöpfung aus ›message‹ (Botschaft) und ›esquisse‹ (Skizze). Im Werk wird so eine Reihe von Botschaften in Form von Skizzen formuliert, die Boulez musikalisch an seinen Freund Paul Sacher richtet. Der Name des Freundes bildet den Kern der musikalischen Struktur. Aus ›Sacher‹ generiert Boulez Noten und Notenwerte, formt diese zu einer Reihe, die dann die Grundlage für das Stück bildet. Zum einen bedient er sich der Notennamen und buchstabiert: Es – A – C – H – E. Das ›R‹ deutet Boulez dabei zu dem französischen Notennamen ›Re‹ (D) um. Zum anderen ordnet er mit Hilfe des Morse-Alphabets jedem Buchstaben ein bis vier Impulse von kurzer oder langer Dauer zu. Schließlich stellt er im Original sechs Ensemblemitglieder dem Solo an die Seite – die Ensemble – größe entspricht somit der Buchstabenanzahl. Das Werk gliedert sich in vier Teile. Zu Beginn des ersten (›Très lent‹) wird die Namens-Tonfolge über einem anhaltenden Pianissimo- Akkord des Ensembles bzw. Zuspiels vorgestellt. Der zweite Teil (›Très rapide‹) wirkt wie ein unerbittliches Perpetuum mobile, dem sich als drittes (›Sans tempo, libre‹) eine große Solokadenz anschließt. Im Schlussteil werden analog zur Vortragsanweisung ›Aussi rapide que possible‹ Tempo und Dichte bis zur Verausgabung gesteigert.
Cornelia de Reese