Das Stück zornerfüllte nächte, das der Berliner Komponist Philipp Maintz für LUX:NM: geschrieben hat, steht in Zusammenhang mit einer Kammeroper, die gerade für die Salzburger Osterfestspiele 2019 und die Staatsoper Hamburger entsteht. Die »zornerfüllten nächte« sind jene der Titelfigur aus dem Roman Thérèse Raquin von Emile Zola. Er dient als literarische Vorlage zu Philipp Maintz‘ Opernprojekt: Darin wird die Protagonistin Thérèse früh zur Ehe mit ihrem Cousin gedrängt, der ihr verhasst ist. Als sie eine Affäre beginnt, beschließen sie und ihr Liebhaber, den Gatten umzubringen. Im Rückblick auf ihre Jugend beklagt Thérèse, dass sie seit ihrer Kindheit in einem quälend engen Käfig gelebt habe: »Aber welche zornerfüllten Nächte habe ich vor dieser Erschlaffung durchlebt! In meinem kalten Zimmer in Vernon habe ich in mein Kissen gebissen, um meine Schreie zu ersticken.«
Sein Quintett für LUX:NM sei eine »Charakter- und Vorstudie« zu seiner Kammeroper, so Philipp Maintz: »das, was hier in dem quintett ›durchgeführt‹ wird, umkreist im wesentlichen die person der thérèse«, hat er in Anmerkungen zu seinem Stück erläutert. Vor allem drei Eckpunkte bestimmen die Musik, so der Komponist: Zunächst »eine gleißende (wütende?) sturzgestalt, ein moment lauernder ›ruhe‹, in dem es doch immer unruhig zerrt (was im weiteren verlauf dann auch massiv ausschlägt)«. Erst im Klavier, später auch von den übrigen Instrumenten übernommen, gebe es außerdem »eine art ›idyll‹, mit einer art voix intérieure, die aber dann immer insistenter wird und abstürzt.« Am Ende des Quintetts zornige nächte von Philipp Maintz steht »eine art durchbrochener abgesang: um-sich-schlagen und introvertierte innerlichkeit«. Dieser Schluss basiert auf einem harmonischen »schattenriß«, wie dies der Komponist bezeichnet, des Choralvorspiels BVW 622 (»O Mensch, bewein dein Sünde groß«) von Johann Sebastian Bach.
Eckhard Weber