Ein Stück, zwei Bewegungsmuster, drei Musikerinnen.
Chaotische Wirbel, stürzende Klangmassen, wälzende Ströme;
statisches Pendel, oszillierender Stillstand, mechanische Impulse;
Beschleunigung und Abbremsen, organisches Wachstum und anorganische Schnitte. Ein Musikstück
Matthias Kranebitter
Welche konkreten musikalischen Auswirkungen haben die beiden titelgebenden, kontrastierenden Metaphern Wirbel und Pendel in Ihrem Stück Whirl and Pendulum?
Es sind ganz konkret die kompositorischen Ansätze der beiden Teile des Werkes:
Wirbel: rasante, chaotische, dichte Texturen, schnelle Wechsel,
Pendel: über einer “Ruheposition” (ständig repetierendes tiefes C) sich „aufschwingende“ musikalische Gesten, die dann genauso unscheinbar wieder verebben.
Sie haben einmal erklärt, dass Sie sich beim Komponieren mit der Welt beschäftigen. Dabei gehe es auch um Überforderung. Wie äußert sich solch eine Überforderung in Whirl and Pendulum?
In dem Stück tatsächlich etwas anders, da ich hier (für mich sehr selten) auf jegliche Elektronik verzichtet habe und rein für die drei akustischen Instrumente geschrieben habe (auch um mich selbst und meine Ästhetik herauszufordern). Da ich aber bei dem Auftrag 2021 glücklicherweise wusste, dass ich es mit fantastischen und extrem virtuosen Musikerinnen zu tun habe, konnte ich trotzdem die Überforderung hinsichtlich Dichte, Tempo und Kontrasten verwirklichen.
Störung und Neuordnung sind bestimmende Momente in Ihrem Stück. Inwiefern prägen diese auch das gemeinsame Spiel von Bassklarinette, Cello und Klavier?
Harte und rasche Schnitte, dichte Texturen die aus chaotischen Mustern entstehen, das alles erzeugt natürlich eine Schwierigkeit bei der Synchronisation und zeitlichen Koordination untereinander. Eine ziemliche Herausforderung für die Interpreten!
Was wären die größten Fehler bei der Interpretation Ihres Stücks?
Fehlende Energie, falsches Timing, falsche Tempi.
Weshalb haben Sie sich zusätzlich für Bassklarinette in dieser Triobesetzung entschieden?
Es ist eigentlich nur der zweite Teil (Pendulum) für Bassklarinette, der ganze erste Teil (whirl) ist für Klarinette und war sogar anfangs für Es-Klarinette konzipiert, da durchgehend eine recht hohe Lage zur Verwendung kommt. Im zweiten Teil hat die Bassklarinette einerseits Kontrastfunktion zum Anfangsteil, andererseits ist sie ein Ruhepol, bzw. gibt es da eine durch den gesamten Teil hindurch gehende, beschleunigende und verlangsamende Tonrepetition auf dem tiefen C – dem tiefsten Ton am Cello, und eben nur für Bassklarinette auch gut möglich.
(Interview: Ecki Ramón Weber)