Márton Illés: Torso V

Torso V gehört zur frühen Torso-Werkreihe von Márton Illés, ursprünglich aus dem Jahre 2005. Die Stücke beschäftigen sich mit den klanglichen Konsequenzen des Torso-Prinzips, dem verschiedenartigen Umgang mit leeren (abgebrochenen) und gefüllten (informationsreichen) Klangräumen und deren energetischen Verhältnissen. Gemein ist diesen Stücken außerdem ein ›monomotivisches‹ Denken, dessen Basis eine karge, schroffe, kraftvolle Gestalt bildet. Aus dieser Gestalt, die vermutlich unüberhörbar in der ungarischen Volksgestik wurzelt, werden sich immer weitertragende, lineare Kraftbündel geflochten und in eine mehrdimensional-lineare Faktur gesetzt. »Für die Architektur der Werke«, schreibt der Musikpublizist Egbert Hiller, »nimmt Illés Begriffe wie ›Energieschatten-Bildung‹ und ›Energiedeckung‹ in Anspruch. Damit spielt er auf eine energetische Grundkonstellation an, in der jedes Klangereignis sein Gegengewicht in Form einer, wie Illés es nennt, ›transzendentalen Substanz als konservierte Energiemenge haben muss, die sich überträgt und die Existenz des erklingenden Materials rechtfertigt‹. Solcherart zielt er auf die permanente Durchdringung von Struktur, Ausdruck und geistigem Gehalt – sowohl im größeren Zusammenhang als auch auf engstem Raum. Hochkomplexe melodische Geflechte und präzise konzipierte formale Energetik korrespondieren mit der Fokussierung spontan anmutender sinnlich-haptischer Reizzustände.«

Márton Illés